"Generation Z" sehnt sich nach realen Beziehungen

Arbeitsplatzsicherheit, Familienzusammenhalt, technische Innovationen: Welche Faktoren beeinflussen die Lebens- und Arbeitswelt der "Generationen Y" und "Gen Z" wirklich?

Die Studie "Junge Deutsche" des Jugendforschers Simon Schnetzer zeigt, wie die jungen Generationen denken – und warum.

Historische und kulturelle Ereignisse prägen jede Generation. Durch sie entwickeln sich Verhaltensweisen und Werte, die als charakteristisch für die jeweilige Altersgruppe gelten. Richtungsweisend für die letzten Jahrzehnte waren etwa die Verbreitung des Internets und die Digitalisierung. Die so genannte "Generation Z" kennt einen Alltag ohne Smartphones, soziale Netzwerke und WhatsApp bereits nicht mehr.

Reale und virtuelle Welt verschmelzen, werden als gleichwertig angesehen. Das Internet wird nicht mehr nur zur Informationsbeschaffung genutzt, sondern auch um persönliche Inhalte zu teilen. Virtuelle Kontakte werden dabei oft genauso intensiv gepflegt wie persönliche. Mit der Studie "Junge Deutsche" untersucht der Jugendforscher Simon Schnetzer seit 2010, wie entsprechende Faktoren die Lebens- und Arbeitswelt junger Menschen in Deutschland prägen.

Anfang April erschien die Studie nun zum vierten Mal: Befragt wurden 1.007 Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 39 Jahren im Januar 2019. Die 14- bis 21-Jährigen zählen dabei zur "Generation Z", die älteren Teilnehmer zur "Generation Y".

Familie als Anker in der realen Welt

Für 70% der Befragten aus der "Generation Z" und 73% der "Generation Y" ist der Zusammenhalt in der Familie der bedeutsamste Einfluss auf ihre Lebenswelt. "Bei der letzten Erhebung 2017 waren nur 48% der Teilnehmer dieser Meinung, das ist eine erhebliche Steigerung", unterstreicht Schnetzer das Ergebnis. "Die Familie stellt einen Anker in der realen Welt dar: Vor allem für die 'Generation Z', die sogenannten 'Digital Natives', die schon in jungen Jahren mit der Flut digitaler Informationen und virtuellen Kontakten in Berührung kamen, ist sie oft die einzige belastbare Beziehung."

Smartphone-Nutzung (68%) und soziale Netzwerke (51%) beeinflussen die heute 14- bis 21-Jährigen so enorm, dass Freundschaften oft ausschließlich digital gepflegt werden. Gleiches gilt für die "Generation Y", auch wenn Smartphone-Nutzung (53%) und Soziale Medien (32%) bei ihnen deutlich weniger Gewicht haben. Stattdessen schwingen konkrete Bedürfnisse der Lebensphasen bei ihrem Wunsch nach einem guten Zusammenhalt mit: Ausbildung, Studium und Familienplanung sind oft ohne den Rückhalt und die finanzielle Unterstützung von Eltern oder Großeltern nicht realisierbar.

Fast widersprüchlich wirkt es daher, dass zum ersten Mal zwei egoistische Werte als erstrebenswert gelten: Gesundheit (70%) und Freiheit (69%) bedeuten für die "Generation Z", alles tun und erreichen zu können. Gleichzeitig ist Gesundheit eng mit Ernährung, Fitness und Beauty verknüpft, was die erfolgreiche Selbstdarstellung im Netz fördert. Die "Generation Y" gab hingegen neben Gesundheit (69%) Zuverlässigkeit (65%) als wichtigsten Wert an. Geboren zwischen 1980 und 1999, wuchsen die "Ypsiloner" noch ohne Smartphones auf. Verabredungen mussten daher eingehalten werden, da spontane Änderungen oder Absagen nicht möglich waren. Zudem – oder gerade deshalb – ärgert sie das zunehmend unverbindliche Verhalten, das nicht nur die "Generation Z" an den Tag legt.

Ersatzfamilie bei der Arbeit

Bei den wesentlichen Faktoren für die Wahl beruflicher Tätigkeiten sind sich die "Generationen Y und Z" einig: Eine gute Arbeitsatmosphäre (64%) sowie eine ausgewogene Work-Life-Balance (62%) zeichnen einen guten Arbeitgeber aus. Damit führt die Arbeitsplatzsicherheit das Ranking zum ersten Mal seit neun Jahren nicht mehr an – ein Wohlstandsindikator. "Diese krasse Veränderung ist jedoch auch ein weiteres Indiz für die Sehnsucht der Generation Z nach belastbaren, im realen Leben gepflegten Beziehungen", erklärt Schnetzer. "Kollegen werden zur Ersatzfamilie bei der Arbeit."

Um sicherzugehen, dass der Job auch den wichtigsten Anforderungen gerecht wird, setzt die "Generation Z" bei der Arbeitssuche vermehrt auf Praktika (54%) und Empfehlungen der Eltern (50%), während die "Generation Y" Job-Börsen (48%) und Initiativbewerbungen (41%) bevorzugt. Die unterschiedlichen Vorgehensweisen sind dabei darauf zurückzuführen, dass die "Generation Y" eine konkretere Vorstellung von ihrem Arbeitsplatz hat.

Die Highlights der Studie finden Sie hier.

Über die Studie

An der Studie "Junge Deutsche 2019" haben 1.007 Befragte im Rahmen des Online-Panels respondi teilgenommen. Die Studie wurde partizipativ entwickelt mit einer geschlossenen und einer öffentlichen Beteiligungsphase. Die Erhebung fand vom 14. Januar 2019 bis 25. Februar 2019 statt. Die Repräsentativität ist eine Quotenrepräsentativität für Deutschland für die demographischen Merkmale Alter und Geschlecht. Es wurde keine Gewichtung der Daten vorgenommen, um die Ergebnisse entsprechend eines Schlüssels auch für andere Aspekte quotenrelevant hochzurechnen.

www.jungedeutsche.de

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