"Gen Z" – Generation Überdruck?

Die krisengeprägte "Generation Z" ("Gen Z") wünscht sich soziale und wirtschaftliche Stabilität. Viele junge Menschen fühlen sich angesichts der aktuellen Herausforderungen oft verloren, orientierungs- und hilflos. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Studie des Kölner rheingold Instituts im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI).

Die "Gen Z" steht für die Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen, die von einer anhaltenden Krisenerfahrung geprägt sind. Seit der Corona-Pandemie sind sie durch den Krieg in der Ukraine, die Energie- und Inflationskrise sowie die andauernde Wirtschaftskrise einer ständigen Unsicherheit ausgesetzt. Zu den zentralen Sorgen der jungen Generation gehören die unsichere Altersvorsorge, hohe Mieten, gesellschaftliche Polarisierung, Migration, die Krise im Bildungssystem und eine marode Infrastruktur. Der Klimawandel bleibt zwar ein wichtiges Thema, rückt jedoch für viele in den Hintergrund.

Die Ergebnisse der repräsentativen Studie sind deutlich: 79 Prozent der jungen Menschen sind über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung besorgt, 71 Prozent über die Polarisierung innerhalb der Gesellschaft. Ebenso viele Jugendliche wünschen sich, Teil einer Gemeinschaft zu sein, ohne andere auszuschließen.

Verschärft wird die anhaltende Krisenwahrnehmung der jungen Menschen durch einen immer aggressiveren Ton im politischen und gesellschaftlichen Diskurs, der auch zu einem erodierenden Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Jugendgeneration führt. Immer wieder beklagen junge Menschen, dass ihre Welt in unversöhnliche Bubbles zerfällt. Groß ist ihre Angst, sich vor allen in den sozialen Netzwerken angreifbar zu machen, gecancelt, geghostet oder als ganzer Mensch verurteilt zu werden, wenn sie offen ihre Meinung äußern.

In diesem Klima wagt es die "Generation Z" kaum noch, sich offen, konfrontativ und fordernd zu zeigen. Außerhalb der Sicherheit ihrer Bubble entwickelt sie eine Tarnkappen-Strategie. Sie exponiert ihre Haltung nicht, um keine Angriffsfläche zu bieten. Was früher ein natürlicher Ausdruck jugendlicher Selbstentfaltung war – das laute Einfordern von Veränderung und das freie Aussprechen ihrer Wünsche – ist heute spürbar gehemmt und staut sich im Innern auf.

Wunsch nach Normalität und radikalen Maßnahmen zur Problemlösung

Obwohl die "GenZ" weiterhin den Wunsch verspürt, aktiv mitzuwirken und gesellschaftlich teilzuhaben, äußert sie ihr Anliegen seltener und zieht sich zunehmend ins Private zurück. Der Wunsch nach Stabilität und einer Rückkehr in eine Wohlfühl-Normalität ist stark ausgeprägt, ebenso wie das Bedürfnis nach radikalen Maßnahmen, um Probleme zu lösen.

Die jungen Menschen hadern mit der Komplexität von Politik und der scheinbar endlosen Suche nach Kompromissen. Ein schneller Erfolg als Ergebnis ihrer Wahlentscheidungen bleibt für die "GenZ" oft aus, was ihr Gefühl der Orientierungslosigkeit verstärkt. Politisch neigt sie entweder zu eher konservativen Parteien oder zu Parteien, die einfache, durchgreifende Lösungen für Probleme versprechen, die ihrer Ansicht nach von der Politik vernachlässigt werden.

Einzelergebnisse der Studie

  • 87 % der Befragten finden, dass Migration kein Problem ist, wenn die Menschen hier arbeiten, Steuern zahlen und sich an Regeln und Gesetze halten.
  • 81 % meinen, dass das Bildungssystem derzeit am meisten von der Politik vernachlässigt wird, gefolgt von 80 %, die finden, die Aggressivität und Polarisierung der Gesellschaft werde am meisten vernachlässigt.
  • 64 % meinen, dass der Klimawandel/der Umweltschutz am stärksten vernachlässigt wird.
  • 79 % sind besorgt über die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland.
  • 71 % sorgen sich über die Polarisierung in der Gesellschaft.
  • 71 % möchten Teil einer Gemeinschaft sein, ohne dabei andere auszuschließen oder gegen andere Gemeinschaften zu sein.
  • 71 % sagen, dass eine Krise nach der anderen kommt (Corona, Ukraine-Krieg, Inflation, Klima) und dass sie das belastet.
  • 70 % beklagen, dass die Welt kompliziert und unübersichtlich geworden ist und sie sich deshalb nach einer einfacheren Zeit sehnen.
  • 68 % sagen, dass Deutschland marode ist und vieles hier nicht mehr funktioniert.
  • 67 % sorgen sich, dass Deutschland seinen wirtschaftlichen Wohlstand verliert.
  • 81 % halten die chemisch-pharmazeutische Industrie für grundlegend wichtig für Deutschland.
  • 79 % finden, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie gute Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft am Standort Deutschland sichert.
  • 77 % meinen, dass die Branche lebensnotwendig für einen funktionierenden Alltag ist.
  • 72 % sagen, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie das Leben angenehm, bequemer und sicher macht.

Die komplette Studie, die neben der Lebenswahrnehmung der "Gen Z" und ihrer Sicht der Chemie- und Pharmabranche auch ihr politisches Denken untersucht, können Sie hier herunterladen.

Methodik der Studie

Die Studie untersucht die Lebenswirklichkeit der so genannten "Gen Z", also der 16- bis 24-Jährigen in Deutschland, ihr Wahlverhalten sowie die Wahrnehmung der chemisch-pharmazeutischen Industrie durch diese Zielgruppe. Sie kombiniert dazu qualitative und quantitative Analysen, wobei die qualitative-tiefenpsychologische Grundlagenstudie im Zentrum der Untersuchung steht.

Die Studie wurde im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) durchgeführt. Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 2.300 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2023 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 245 Milliarden Euro um und beschäftigten über 560.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.