Das dürfte Lehrer wie Eltern freuen: Lesen in der Freizeit ist relevanter als TikTok oder YouTube. Fast drei Viertel aller Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren stecken die Nase häufig in Bücher, Zeitschriften oder Comics (72%).
Den klassischen Weg bevorzugen Mädchen und Jungen auch nach wie vor beim Zuschauen: Mindestens mehrmals pro Woche schauen 83 Prozent der Kinder Filme oder Serien genau dann, wenn sie gerade im Fernsehen laufen. Das sind Ergebnisse des "Kinder Medien Monitor 2022".
Die Studie wird herausgegeben von Egmont Ehapa Media, Gruner + Jahr, SUPER RTL, EDEKA Media und PANINI Verlag. Für die Studie wurden 2.055 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren in Doppelinterviews gemeinsam mit einem Erziehungsberechtigten sowie 548 Erziehungsberechtigte für die Vier- bis Fünfjährigen befragt. Der "Kinder Medien Monitor 2022" repräsentiert damit nach eigenen Angaben 7,59 Millionen Kinder in Deutschland im Alter von vier bis 13 Jahren und liefert für 27 Printmagazine repräsentative Reichweiten bei Kindern und den mitlesenden Eltern.
Die Schlüsselergebnisse des KINDER MEDIEN MONITOR 2022:
- Die Begeisterung für das Lesen hält an: 72 Prozent aller vier- bis 13-jährigen Kinder lesen in ihrer Freizeit mindestens mehrmals pro Woche Bücher oder Zeitschriften. Lesen ist kein Trend, es ist und bleibt eine beliebte Beschäftigung mit einem verlässlichen und vertrauten Medium.
Kinderzeitschriften haben eine breite Leserschaft: 4,8 Millionen der Vier- bis 13-Jährigen lesen mindestens eine der 27 ausgewiesenen Zeitschriften. Darüber hinaus erreichen diese mindestens auch 5,9 Millionen Elternteile. - Bewegung im Spiel: 96 Prozent der Kinder schauen in ihrer Freizeit mindestens mehrmals pro Woche Serien, Filme oder Videos und zwar vor allem genau dann, wenn sie gerade im Fernsehen laufen (83 Prozent). Jenseits vom linearen TV ist YouTube der Kanal der Wahl – ab 11 Jahren rückt TikTok nach.
- Auch Eltern mögen es klassisch, wenn es um ihre Kinder geht: In der Medienakzeptanz zeigt sich die Stärke von Print und TV. In ihren Angebots- und Darstellungsformen sind sie vielfältig und positiv verankert.
- Musik in ihren Ohren: Während Hörbücher und Hörspiele mit zunehmendem Alter aus den Kinderzimmern verschwinden, behält Musik bei den kleinen wie großen Kindern große Bedeutung. 78 Prozent der Vier- bis 13-Jährigen lauschen mindestens mehrmals pro Woche ihren Klängen.
- Die Life-Balance der Kinder kennt drei starke Säulen: Spielen im Freien (80 Prozent), die Zeit mit Freunden oder Familie (86 Prozent) und das Nichtstun/Chillen (71 Prozent). Härtetest Corona: 87 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen haben es sehr vermisst, mit ihren Freunden Zeit zu verbringen.
- Lass uns drüber reden: Kinder nutzen viele Wege, um ins Gespräch zu kommen: physisch, telefonisch, via Apps. Die Sechs- bis 13-Jährigen sogar beim Zocken über das Headset (20 Prozent) oder im Chat (18 Prozent).
- Wenn die Schule Schule macht: Die Nutzung von digitalen Medien im Unterricht führt zu einer vermehrten Nutzung in der Freizeit, sagen 47 Prozent der Eltern. In der Altersklasse sechs bis neun Jahre stimmen dem 39 Prozent und in der Altersklasse zehn bis 13 Jahre 55 Prozent zu.
- Von wegen Gaming macht einsam: Über 40 Prozent der sechs- bis 13-jährigen Kinder spielen zusammen mit ihren Eltern, ein Viertel nutzt den digitalen Spielespaß auch als Kommunikationsplattform – sei es im Chat oder verbal über das Headset.
- Kinder haben viele Wünsche. Dabei haben sie generell ein sehr hohes Markenbewusstsein – je älter, desto ausgeprägter.
Ein Herz für die Umwelt: Das Engagement der Kinder für die Umwelt ist groß und sie leisten viele Beiträge zu ihrem Schutz, etwa durch Mülltrennung (88 Prozent) oder das Vermeiden von Plastik (64 Prozent).
Der Härtetest: Corona-Pandemie
Auspowern und ausruhen, engagieren und konsumieren, kreativ sein und spielen, soziale Kontakte pflegen und ein ganzes Medienuniversum nutzen! Die Freizeit der Kinder ist vielfältig und bunt – normaler Weise. Die Corona-Pandemie war ein echter Härtetest. Was sie am meisten vermisst haben? Ihre Freunde natürlich!, sagen 87 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen.
Denn das Leben der Kinder (vier bis 13 Jahre) kennt drei starke Säulen: Spielen im Freien (80 Prozent), die Zeit mit Freunden oder Familie (86 Prozent) und das Nichtstun bzw. Chillen (71 Prozent). Während letzteres in der Corona-Pandemie vermutlich nicht zu kurz kam, haben den sechs- bis 13-jährigen Kindern viele andere Dinge sehr gefehlt: Aktiv sein im Freibad oder Sportverein (67 Prozent), verreisen (52 Prozent), Stadtfeste oder Freizeitparks besuchen (42 Prozent), bummeln und shoppen (33 Prozent) sowie ins Kino gehen (25 Prozent).
Mediennutzung in der Freizeit
Zuschauen, Zuhören, Lesen, Kommunizieren, Gaming – das Medienuniversum der Kinder lässt keinen Kanal aus. Dabei stehen die klassischen Medien, TV und Zeitschriften, weiterhin ganz oben auf der Favoritenliste. In allen Altersgruppen nutzt ein Großteil der Kinder das lineare Fernsehprogramm: 83 Prozent der Vier- bis 13-Jährigen sehen mindestens mehrmals pro Woche Serien und Filme genau dann, wenn sie gerade im Fernsehen laufen. Mediatheken oder Apps von Fernsehsendern nutzen 34 Prozent der Kinder mindestens mehrmals wöchentlich, Audio-Angebote wie Musik, (Kinder-) Radiosendungen, Hörspiele, Hörbücher oder Podcasts 84 Prozent.
Dabei hat Musik in jedem Alter mit deutlichem Abstand die Nase vorn und behält seine Bedeutung auch mit zunehmendem Alter. Außerdem ist vor allem in der Gruppe der Sechs- bis Neunjährigen ein deutlicher Aufwärtstrend bei der Nutzung von Geräten wie Toniebox, V-Story und tigerbox zu beobachten (18 Prozent in 2021, 26 Prozent in 2022).
Das gedruckte Wort nimmt nach wie vor eine besondere Rolle ein: 72 Prozent der Kinder greifen mehrmals pro Woche zu Büchern, Zeitschriften oder Comics. Dabei bleibt Lesen ein haptisches Vergnügen, elektronische Endgeräte und Lesemedien spielen kaum eine Rolle. Gelesen wird gründlich: 89 Prozent lesen/blättern Zeitschriften meist vollständig durch, 88 Prozent nehmen sie immer mal wieder zur Hand. Zeitschriften sind wertvoll und verbinden: 78 Prozent bewahren ihre Zeitschriften auf und 80 Prozent lesen zusammen mit anderen.
Klassische Medien genießen auch bei Eltern das höchste Vertrauen
Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Wertevermittlung: Von den Eltern bekommen Zeitschriften Bestnoten – dicht gefolgt von TV. Lesen bildet: 80 Prozent der befragten Mütter und Väter sind der Meinung, dass ihr Kind durch Zeitschriften etwas lernen kann, 71 Prozent, dass sie die Fantasie und Kreativität ihres Kindes anregen.
An TV-Angeboten schätzen die Eltern besonders, dass ihr Kind auf wichtige Themen aufmerksam gemacht wird. Gern begleiten Eltern ihre Kinder bei der Zeitschriftenlektüre, und zwar längst nicht nur die Jüngsten: Die jeweils von den Kindern gelesenen Zeitschriften werden im Schnitt von 91 Prozent der Eltern der Vier- bis Fünfjährigen mitgelesen. Bei den Sechs- bis Neunjährigen liegt der Anteil mitlesender Eltern im Schnitt bei 77 Prozent und selbst bei den Zehn- bis 13-Jährigen im Schnitt noch bei 67 Prozent.
Spielen verbindet Kinder – und Kinder mit ihren Eltern
Und das gilt auch und vor allem beim Gaming. Kinder nutzen viele Wege, um ins Gespräch zu kommen: physisch, telefonisch, via Apps. Auch das Gaming nutzen Sechs- bis 13-Jährige als Kommunikationsplattform: Sie sprechen über das Headset (20 Prozent) oder schreiben im Chat mit ihren Mitspieler:innen (18 Prozent).
Ein Fünftel der Altersgruppe ab zehn Jahren schaut gerne im Livestream zu, wenn andere Spieler spielen. Überraschend: Top-Favorit unter den Gamingpartnern für Videospiele sind mit 41 Prozent (sechs bis neun Jahre) bzw. 45 Prozent (zehn bis 13 Jahre) die eigenen Eltern. Die Auswahl an Spielen ist groß, beliebt bei allen: Super Mario. Und auch beim Gaming ist Lektüre gefragt: 17 Prozent lesen gezielt Zeitschriften und Bücher zum Thema.
Marken- und Umweltbewusstsein im Kinderzimmer
"Egal", gibt es nicht. Was Konsum angeht, haben Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren ihre eigene Meinung. Marken sind ihnen wichtig und ihre Wünsche werden von den Eltern oft auch erfüllt. Vor allem wenn es um Essen und Getränke geht (53 Prozent), Spielzeug (46 Prozent) oder Sportschuhe und Sneaker (44 Prozent).
Rund die Hälfte der Kinder zwischen sechs und 13 Jahren macht sich Sorgen wegen des Klimawandels. Entsprechend hoch ist ihr Engagement für die Umwelt: Sie gestalten aktiv und engagiert mit und leisten ihren Beitrag, um Verbesserung herbeizuführen. So zum Beispiel durch Mülltrennung (88 Prozent), Vermeidung von Plastik (64 Prozent) und Verwendung von Bio-Produkten (51 Prozent).
Federführend realisiert wurde die Analyse vom Bremer Marktforschungsunternehmen IMMEDIATE. Der "Kinder Medien Monitor 2022" ist eine Reichweitenstudie gemäß ZAW-Rahmenschema. Befragt wurden 2.055 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren in Doppelinterviews gemeinsam mit einem Erziehungsberechtigten sowie 548 Erziehungsberechtigte für die Vier- bis Fünfjährigen. Zeitraum der Erhebung: 14. Februar bis 31. März 2022.
Hier finden Sie die Ergebnispräsentation zum "Kinder Medien Monitor 2022".
Quelle: "KINDER MEDIEN MONITOR 2022"