Konsequent, aber doch inkonsequent: der Discounter Lidl kündigt an, ab 1. März keine Werbung für ungesunde Lebensmittel wie Schokolade oder überzuckerte Puddings mehr an Kinder zu richten. Ausnahmen plant das Handelsunternehmen aber doch bei Aktionswaren zu Weihnachten, Ostern und Halloween.
Damit prescht der Einzelhändler vor, denn seit längerem fordern WHO und Verbraucherschutzverbände, "Werbeschranken für Ungesundes".Wie beim Thema "Tierwohl" könnte Lidl aber damit eine Dynamik in Gang setzen, bei der weitere Händler folgen oder sich sogar gegenseitig überbieten.
Lidl behauptet, "als erster deutscher Lebensmitteleinzelhändler eine entsprechende Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation" umzusetzen. Die WHO spricht sich gegen das Marketing von Lebensmitteln mit hohen Anteilen an gesättigten Fettsäuren, Zucker oder Salz im Umfeld von Kindern aus. Bis Ende 2025 sollen die Verpackungen von Produkten der Lidl-Eigenmarken nur noch dann ansprechend für Kinder gestaltet sein, wenn der Inhalt nach WHO-Kriterien als gesund gilt.
Bis 2025 will Lidl zudem den Vollkornanteil in seinen Eigenmarkenartikeln erhöhen und für mehr Transparenz in der Nährwerttabelle auf den Produkten sukzessive den Ballaststoffgehalt angeben. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen "fortlaufend an der Reformulierung der Eigenmarkenrezepturen, um zugesetzte Zucker- und Salzgehalte weiter zu reduzieren", so Lidl weiter. Alle Eigenmarken sollen mit dem so genannten "Nutri-Score" gekennzeichnet werden.
Um Kinder zu schützen, hatten die Ampel-Parteien im Koalitionsvertrag angekündigt, gegen "Junkfood-Werbung" vorzugehen. Es wird daher erwartet, dass das Bundesernährungsministerium in Kürze einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen wird. Dieser wird jedoch in erster Linie die Werbung im TV, Radio und Internet umfassen, nicht die Verpackungsgestaltung.
Ein Ziel hat Lidl mit dem PR-Coupo auf jeden Fall erreicht – in der deutschen Presse hat die Nachricht starke Verbreitung gefunden, ob bei "Spiegel", "Zeit" oder in der Fachpresse.