Wenn es darum geht, wie junge Menschen leben, stellt sich oft auch die Frage, wovon sie leben. Dass sich die meisten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren noch in Schule, Studium oder Ausbildung befinden, schlägt sich auch auf ihre finanzielle Situation nieder.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Internationalen Tag der Jugend am 12. August mitteilt, war jeder zweite junge Mensch (51 %) zwischen 15 und 24 Jahren für seinen Lebensunterhalt im Jahr 2021 hauptsächlich auf das Einkommen der Eltern oder anderer Angehöriger angewiesen. 38 % verdienten ihr Geld überwiegend selbst, bezogen ihr Haupteinkommen 2021 also aus eigener Erwerbstätigkeit.
Vor 30 Jahren war dieses Verhältnis noch umgekehrt: Im Jahr 1991 bestritt mehr als die Hälfte (52 %) der 15- bis 24-Jährigen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich aus eigener Erwerbstätigkeit. Damals waren 40 % – das sind 11 Prozentpunkte weniger als 2021 – hauptsächlich vom Einkommen Angehöriger abhängig.
Jeder zehnte junge Mensch zwischen 15 und 24 Jahren bezog sein Haupteinkommen 2021 aus öffentlichen Leistungen. Im ersten Corona-Jahr 2020 war es fast jeder achte junge Mensch (12 %) und damit der höchste Stand seit der Vereinigung von Ost- und Westdeutschland.
7,5 % der 15- bis 24-Jährigen in Deutschland nicht in Bildung oder Beruf
Dass zuletzt vergleichsweise viele junge Menschen auf öffentliche Leistungen angewiesen waren, spiegelt sich auch im Anteil der 15- bis 24-Jährigen wider, die weder einer Schul- oder Berufsausbildung noch einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Dieser lag 2021 bei 7,5 % und ist somit im Vergleich zum Zehnjahrestief von 5,7 % im Jahr 2019 zuletzt wieder leicht angestiegen.
Jugenderwerbslosigkeit in Deutschland binnen 15 Jahren halbiert
Ein weiterer Indikator für die Situation junger Menschen beim Berufsstart und auf dem Arbeitsmarkt ist die Jugenderwerbslosenquote. Sie stellt den Anteil der Erwerbslosen an den Erwerbspersonen, also den Erwerbstätigen und Erwerbslosen, zwischen 15 und 24 Jahren dar. In Deutschland lag die Erwerbslosenquote der Jugendlichen 2021 bei 6,9 %. 15 Jahre zuvor war sie noch doppelt so hoch (13,8 %), seitdem ist sie fast kontinuierlich gesunken.
Jugenderwerbslosenquote im EU-Schnitt mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland
Vergleichsweise zuversichtlich bei der Jobsuche stimmt die relativ niedrige Jugenderwerbslosigkeit sowohl in ihrer Entwicklung als auch im internationalen Vergleich: Deutschland war 2021 wie auch in den Vorjahren das Land mit der niedrigsten Jugenderwerbslosigkeit in der Europäischen Union (EU). Dies ist auch auf das duale Ausbildungssystem in Deutschland zurückzuführen. Im Durchschnitt aller 27 EU-Mitgliedstaaten war die Erwerbslosenquote unter den 15- bis 24-Jährigen mehr als doppelt so hoch (16,6 %) wie hierzulande. In Griechenland (35,5 %) und Spanien (34,8 %) war 2021 mehr als ein Drittel der Erwerbspersonen zwischen 15 und 24 Jahren erwerbslos.
Fast ein Drittel der abhängig Beschäftigten zwischen 15 und 24 Jahren atypisch beschäftigt
Unter den Kernerwerbstätigen, also den Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren, die weder in Ausbildung noch in einem Freiwilligendienst sind, waren 2021 in Deutschland rund 33,5 Millionen Menschen abhängig beschäftigt. Darunter waren gut 1,6 Millionen im Alter von 15 bis 24 Jahren. Fast ein Drittel (29,2 %) dieser Beschäftigten zwischen 15 und 24 Jahren arbeitete in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis, das heißt entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, geringfügig beschäftigt oder in Zeitarbeit. In der jungen Altersgruppe war dieser Anteil vor allem wegen der verbreiteten befristeten Beschäftigung deutlich höher als bei allen Beschäftigten unabhängig vom Alter (21,2 %).
Mehr zum Europäischen Jahr der Jugend:
Die Europäische Union (EU) hat 2022 zum Europäischen Jahr der Jugend ausgerufen. Damit sollen die Anliegen und Perspektiven junger Menschen in den Fokus gerückt werden, da diese sich in der Corona-Pandemie besonders solidarisch gezeigt und in vielen Lebensbereichen eingeschränkt haben. Unter #JugendinZahlen auf Twitter und Instagram sowie auf www.destatis.de/jugend veröffentlicht das Statistische Bundesamt (Destatis) bis zum Internationalen Tag der Jugend am 12. August Beiträge zu Lebenswelt und Alltag junger Menschen.
Methodische Hinweise:
Bei den Angaben zu den Haupteinkommensquellen und zur atypischen Beschäftigung junger Menschen in Deutschland handelt es sich um Erstergebnisse des Mikrozensus. Der Mikrozensus wurde 2020 methodisch neugestaltet. Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 sind deshalb nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar. Ausführliche Informationen zu den Änderungen sowie den Auswirkungen der Neugestaltung und der Corona-Krise auf den Mikrozensus sind auf einer eigens eingerichteten Webseite verfügbar.
Der Anteil junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, die sich weder in Schul- oder Berufsausbildung noch in Erwerbstätigkeit befinden, ist ein Indikator der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDG: Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen (UN).
Die Jugenderwerbslosenquote ist der Anteil an den Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 24 Jahren, der erwerbslos ist. Zu den Erwerbspersonen zählen Erwerbstätige und Erwerbslose. Die Erwerbslosenquote unter den 15- bis 24-Jährigen ist ebenfalls Teil der Indikatoren der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Eine Basistabelle zu Jugenderwerbslosenquoten vieler Länder im internationalen Vergleich ist hier verfügbar.
Für die Berichterstattung zur atypischen Beschäftigung werden nur Kernerwerbstätige betrachtet, das heißt Erwerbstätige im Alter von 15 bis 64 Jahren, ohne Personen in Ausbildung oder Freiwilligendienst.
Die Daten zur Jugenderwerbslosenquote im EU-Vergleich sind in der Eurostat-Datenbank verfügbar.