Gruppenzwang, Frust oder Krisenbewältigung? Der Anteil der jungen Raucher, die regelmäßig zur Zigarette greifen, ist deutschlandweit stark gestiegen – im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um 83 Prozent. Das belegen zwei repräsentative forsa-Umfragen im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse.
2022 bezeichneten sich demnach elf Prozent der 16- bis 29-Jährigen als regelmäßige Raucher. In einer früheren Erhebung gaben hingegen nur sechs Prozent der Befragten dieses Alters an, in der Zeit vor der Corona-Krise regelmäßig zum Glimmstängel gegriffen zu haben. In der mittleren Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen stieg der Anteil der regelmäßigen Raucher hingegen nur leicht um elf Prozent, bei den 50- bis 69-Jährigen sank er sogar um 17 Prozent.
"Dass vor allem junge Menschen wieder mehr und vor allem regelmäßig rauchen, ist besorgniserregend“, sagt Michael Falkenstein, KKH-Experte für Suchtfragen. Gründe können verlorene Perspektiven während der Corona-Krise und somit Ängste, Frust und Einsamkeit sein. Für viele Jugendliche hat das Rauchen zudem soziale Hintergründe. Sie greifen zur Zigarette, weil es Gleichaltrige in ihrem Umfeld auch tun. Sie möchten cool und erwachsen wirken und keine Außenseiter sein. Besonders beliebt bei Jugendlichen: E-Zigaretten und E-Shishas, die geschmacklich angenehmere und vermeintlich harmlosere Alternative zu normalen Glimmstängeln. "Doch das ist ein Trugschluss", betont Michael Falkenstein. "Auch der Dampf von E-Zigaretten enthält Stoffe, die dem Körper schaden können."
Gerade im Jugendalter ist der Rauschmittelkonsum – in welcher Form auch immer – mit besonderen Risiken für eine gesunde Entwicklung verbunden, denn die Organe Heranwachsender sind noch nicht vollständig ausgebildet und somit besonders empfindlich, so die KKH.
Die oben genannten Daten beziehen sich auf bislang unveröffentlichte Aspekte zweier Umfragen des Marktforschungsinstituts forsa im Auftrag der KKH. Befragt wurden 2022 so wie 2020 online jeweils 1.000 Personen im Alter von 16 bis 69 Jahren.
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