Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann ("Shell Jugendstudie") zeigen in einer Vorab-Sonderauswertung der Studie "Junge Deutsche 2021", wie die jungen Generationen mit Corona umgehen.
Seit Beginn der Corona-Pandemie kursieren in den Medien immer wieder vorwurfsvolle Schlagzeilen und Bilder von Party-Exzessen feierwütiger Jugendlicher. Den jungen Leuten wird vorgeworfen, durch ihr leichtsinniges Verhalten die älteren Bevölkerungsgruppen zu gefährden und sich auf diese Weise unsolidarisch zu verhalten.
Wie die Studie zeigt, verhalten sich nur wenige rücksichtslos und auch nur bestimmte Gruppen unter Jugendlichen. Etwas mehr als ein Viertel der jungen Leute hält sich nicht an die AHA-Regeln und nimmt keine Rücksicht auf die Risiko-Gruppen in der Bevölkerung. Unter ihnen überwiegen die jungen Männer.
Unklar war bislang, für wie viele junge Menschen und welche Teilgruppen von ihnen diese Vorwürfe tatsächlich zutreffen, wie stark also das Negativbild auf die gesamte junge Generation übertragen werden kann. Mit der Vorab-Sonderauswertung der im nächsten Jahr erscheinenden Jugendstudie "Junge Deutsche 2021" wollen der Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann (Hertie School) diese Frage zu beantworten und empirisch belastbare Erkenntnisse vorlegen.
Die Studie "Junge Deutsche" wird seit 2010 in regelmäßigem Abstand durchgeführt. Die Studie "Junge Deutsche 2021" ist die 5. Veröffentlichung und erscheint Anfang 2021. Sie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung. In die Befragung gehen insgesamt Aussagen von 1.602 Personen im Alter von 14 bis 39 Jahren ein. Die Stichprobe wurde so zusammengestellt, dass sie den soziodemografischen Strukturen der deutschsprachigen Gesamtbevölkerung in Deutschland im Alter von 14 bis 39 Jahren entspricht. Der Erhebungszeitraum der Befragung
erstreckte sich vom 15. Oktober 2020 bis zum 16. November 2020.
Ausgewählte Ergebnisse
Obwohl sich nur 11% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 und 39 Jahren zur Risikogruppe bei der Corona-Pandemie zählen, hält es mit 73% die große Mehrheit von ihnen für wichtig, sich an die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) zu halten. Fast ebenso
viele (72%) geben an, sich rücksichtsvoll zu verhalten, um die Mitglieder ihrer Familie nicht zu gefährden. Ein weiteres Ergebnis der Studie bestätigt diese Erkenntnis: Zwei Drittel der jungen Leute finden es wichtig und richtig, wegen der COVID-19-Pandemie auf Feiern zu verzichten, ein Viertel antwortet abwägend und nur 8% mit einem klaren Nein.
Der größte Teil der Jugendlichen verhält sich rücksichtsvoll
Entgegen allen Vorurteilen in der Öffentlichkeit und in vielen Medien zeigt die Befragung, dass sich der allergrößte Teil der jungen Generation in der Corona-Pandemie verantwortungsvoll verhält. Etwas mehr als ein Viertel der jungen Leute allerdings hält sich nicht an die AHA-Regeln und nimmt
keine Rücksicht auf die Risiko-Gruppen in der Bevölkerung. Unter ihnen überwiegen die jungen Männer. Sie bewerten ihr wirtschaftliches Risiko höher als junge Frauen. Dennoch sind sie weniger bereit, sich rücksichtsvoll zu verhalten und auf Partys oder Feiern zu verzichten als junge Frauen.
Junge Frauen haben eher Angst, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren, und ihre finanzielle Situation hat sich durch die Corona-Krise häufiger verschlechtert als bei jungen Männern. In Bezug auf Bildung besteht eine klare Tendenz: Je höher der Bildungsgrad, desto rücksichtsvoller verhalten sich die jungen Leute. Während sich nach eigenen Angaben 78% der Befragten mit einem Bachelor-Abschluss an die Regeln halten, sind es bei denen mit einem Hauptschulabschluss nur 66%.
Insgesamt widerlegen die Ergebnisse der Studie den negativen Eindruck, den Teile der medialen Berichterstattung verbreiten. Die Studie macht deutlich, dass eine pauschale Beschuldigung der jungen Generation absolut unberechtigt ist.
Weitere Ergebnisse finden Sie in der Sonderauswertung
Die Veröffentlichung der gesamten Studie erfolgt zu Beginn des Jahres 2021.
Ergebnisse der Studie "Junge Deutsche 2019" finden Sie hier.
Über die letzte "Shell-Jugendstudie" haben wir hier berichtet.