Jugend im Standby: Studie über Jugendliche ohne Ausbildung

Das Rheingold Institut hat untersucht, was junge Leute am Einstieg in das Berufsleben hindert: mit Tiefeninterviews sowie Workshops mit 38 Personen im Alter von 16 bis 27.

Viele junge Menschen ohne Ausbildung verharren im Standby-Modus. Sie finden keine Wege in Ausbildung, Qualifikation oder Arbeit. Das betraf zuletzt 630.000 Personen, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung über die Gruppe der so genannten NEETs (für not in employment, education or training) aufzeigte. Seit einiger Zeit – verstärkt durch die Corona-Pandemie – stellen Betriebe oder Institutionen der öffentlichen Hand fest: Viele Jugendliche sind unerreichbar. Sie ziehen sich zurück und nehmen keine Unterstützung wahr.

Wie lassen sie sich wieder aus dem Standby-Modus bringen? Die vorliegende Studie von rheingold bietet ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis über die Zielgruppe. Sie soll Bildungsorganisationen, politischen Entscheiderinnen und Entscheidern, Unternehmen und öffentlichen Institutionen dabei helfen, effektive Lösungen zu gestalten, um junge Menschen für berufliche Bildung zu erreichen.

Bild (c) JOBLINGE

Im Auftrag der JOBLINGE gAG FrankfurtRheinMain hat das rheingold-Institut eine qualitative Studie über Jugendliche ohne Ausbildung durchgeführt. Die von der Bank of America finanzierte Studie "Jugend im Standby: Was braucht sie für den Schritt in Ausbildung?" basiert auf tiefenpsychologischem Verständnis für junge Erwachsene ohne Berufsausbildung. Die Analyse umfasst ihre Alltagsgestaltung, Sehnsüchte, gesellschaftliche Einbindung und Nutzung von Kommunikationskanälen. Sie leitet motivierende Botschaften ab, mit denen die Zielgruppe der NEETs erreicht werden kann und bietet Empfehlungen für eine optimale Ansprache dieser Gruppe ab.

Mehr individuelle Unterstützung für NEETs benötigt

Die Studienergebnisse zeigen: Junge Menschen ohne Ausbildung bilden keine homogene Gruppe. Im Gegenteil: Die Studie identifiziert "sechs Typen der Vermeidung". Diese Typen beschreiben verschiedene Strategien, die Jugendliche von dem Weg in berufliche Bildung abhalten. Die Zielgruppe der NEETs ist heterogen und es braucht individuelle Betreuung und vertrauensvolle Beziehungen. Die Optionen nach der Schulzeit erscheinen den Studienteilnehmer*innen unendlich – das löst Überforderung, Druck und Rückzugstendenzen aus. Sie wünschen sich vorstrukturierende Unterstützungsangebote im privaten und beruflichen Bereich.

Gleichzeitig geben die Studienergebnisse wichtige Einblicke in die gesellschaftliche Verortung der Zielgruppe: Sie können mit der Idee einer Gesellschaft und gesellschaftlicher Teilhabe wenig anfangen. Sie fühlen sich von der Gesellschaft abgekapselt, misstrauen öffentlichen Institutionen und ordnen sich – wenn überhaupt – kleineren Social Bubbles zu. "Das war die schwierigste Rekrutierung meiner rheingold-Karriere: Probanden sind mehrfach eingeladen worden und immer wieder nicht erschienen, mit und ohne Absage. Wie schwer es dann Unternehmen, öffentlichen Institutionen und anderen Akteuren am Übergang Schule-Beruf fallen muss, wird dabei besonders ersichtlich", sagt Sabine Loch, Client Director des rheingold Instituts.

Arbeitskräftemangel lösen: Interdisziplinäres Handeln ist gefragt Auf die Frage, warum so viele junge Menschen nach dem Schulabschluss im Standby verharren, bietet die Studie Antworten und zeigt Handlungsfelder auf. Um dem aktuellen Arbeitskräftemangel wirksam zu begegnen, braucht es einen ganzheitlichen Blick auf die Herausforderungen. Öffentliche Institutionen, Unternehmen und Politik müssen die veränderte Lebenswelt junger Menschen nach der Corona-Pandemie, ihre Bedarfe, Wünsche und Ängste bezüglich beruflicher Bildung aktiv in die Ausgestaltung von Angeboten einbeziehen. Die Studie bestätigt unsere operativen Erfahrungen: Vertrauen und Beziehungen sind die Basis wirksamer Ansätze. Wer Angebote für junge Menschen entwirft, muss sich mit ihnen und ihrer Individualität auseinandersetzen.

"Die Studienergebnisse bestätigen unsere JOBLINGE-Erfahrungen und Forderungen: Um dem Arbeitskräftemangel ganzheitlich entgegenzutreten, und insbesondere die jungen Menschen, die unter dem Radar laufen, (wieder) für berufliche Bildung zu erreichen, braucht es akteursübergreifendes Handeln und die systematische Partizipation der Zielgruppe – das muss zur Maxime für Projekte am Übergang Schule-Beruf werden", sagt Christiane Schubert, Managing Director der JOBLINGE gAG FrankfurtRheinMain.

"Bank of America arbeitet bereits seit sechs Jahren eng mit JOBLINGE in Frankfurt zusammen. In dieser Zeit konnten wir über 2.000 junge Menschen erfolgreich beim Start ins Berufsleben unterstützen. Die Studie 'Jugend im Standby' markiert einen weiteren Meilenstein in unserer Partnerschaft. Wir freuen uns darauf, unsere Zusammenarbeit mit JOBLINGE fortzusetzen und basierend auf den Erkenntnissen dieser Studie noch mehr jungen Menschen den Weg zu einer nachhaltigen und sicheren beruflichen Zukunft zu ebnen", sagt Armin von Falkenhayn, Country Executive Deutschland und Leiter Corporate & Investment Banking Deutschland, Österreich und Schweiz.

Hier finden Sie die gesamte Studie zum Download.