Für Jugendliche, die tagtäglich in den sozialen Medien unterwegs sind, sind Selfies" etwas völlig normales und ganz alltäglich. Dass sie aber auch negativen Einfluss auf das Selbstbewusstsein und das Wohlbefinden haben können, zeigt eine aktuelle Studie.
Passend dazu zeigt ein aktuelles Projekt des britischen Mode-Fotografen Rankin, was für eine gestörte Selbstwahrnehmung vor allem junge Mädchen haben. Die Teenager sollten ihr Bild solange bearbeiten, bis sie es "bereit für Social Media" hielten – und verwandelten sich in "Kunstmodels" mit großen Augen und unnatürlichen Lippen.
Dass der "Selfie-Wahn" nicht ganz ohne Nebenwirkungen sein kann, hat man ja bereits geahnt. Empirische Beweise dafür liefert nun die Studie "Selfie harm: Effects on mood and body image in young women" von Jennifer S. Mills, Sarah Musto sowie Lindsay Williams von der York University (Toronto) und Marika Tiggemann von der Flinders University (Adelaide, South Australia)
In der Studie wurde experimentell getestet, ob Selfies mit und ohne Foto-Retusche aufgenommen und veröffentlicht werden und wie sich dies bei jungen Frauen auf die Stimmung und das eigene Körperbild auswirkt. 110 Studentinnen wurden zufällig einer von drei experimentellen Bedingungen zugeordnet: entweder ein unberührtes Selfie aufnehmen und hochladen, ein bevorzugtes und retuschiertes Selfie in Social Media hochladen oder eine Kontrollgruppe, die kein Bild macht und nichts hochlädt. Stimmungszustand und Körperbild wurden vor und nach der Manipulation gemessen.
Eigenwahrnehmung verschlechtert sich
Wie vorhergesagt, hatte der experimentelle Zustand einen wesentlichen Einfluss auf die Stimmungsveränderung und die Gefühle der körperlichen Attraktivität. Frauen, die Selfies für Social Media aufnahmen und dort posten, gaben an, sich im Vergleich zu denen in der Kontrollgruppe ängstlicher, weniger selbstsicher und körperlich weniger attraktiv zu fühlen. Das galt auch (oder besonders) für die jungen Frauen, die ihr Bild retuschieren konnten.
Selfie-Projekt von Rankin
Passend dazu hat gerade der britische Fotograf Rankin, bekannt aus der Sendung "Germany’s Next Topmodel" ein Fotoprojekt veröffentlicht, das sich mit den Gefahren der Selfie-Kultur auseinandersetzt. Für sein Projekt "Selfie Harm" hat Rankin 15 Teenager zwischen 13 und 19 Jahren fotografiert und diesen dann angeboten, dass sie das Bild so lange überarbeiten könnten, bis sie es "bereit für Social Media" hielten.
Der Fotograf stellt die Original-Bilder und die von den Teenagern bearbeiteten Bilder nebeneinander und macht deutlich,wie groß der Druck ist , der auf den Jugendlichen lastet, weil alle glauben, sie müssten ein "perfektes Bild" einstellen. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie surreal dies ist, wenn die Originalbilder deutlich attraktiver sind als die vermeintlich "perfekten"Bilder.
Ganz unschuldig sieht Rankin sich, die Modebrance und Sendungen wie "GNTM" nicht: "Alles, was mit psychischer Gesundheit zu tun hat, sollte zur Diskussion stehen", so der Fotograf im Interview mit dem Jugendmagazin "jetzt.de".
Ausgewählte Bilder und das Interview mit Rankin finden Sie auf jetzt.de.
Beitragsbild: © Andrey Kiselev / Fotolia