Die Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. veröffentlicht eine Sonderpublikation zum Thema "Generation Corona? Jugend und (mentale) Gesundheit". Darin werden Studienergebnisse zusammengefasst, es finden sich Beiträge zu speziellen Themen wie z.B. die Situation von Auszubildenden in der Pandemie und Best-Practice-Beispiele, die zeigen, dass Jugendliche auch während der Lockdowns niedrigschwellig erreicht werden konnten.
Bereits vor Ausbruch der Pandemie nimmt eine große Anzahl der 11- bis 17-Jährigen psychische und psychosomatische Probleme wahr, die das Alltagsleben deutlich beeinträchtigen. 40 bis 50 Prozent berichten von Einschlafstörungen, Schlafstörungen, Gereiztheit, Kopf-, Rücken- und Bauchschmerzen. Diese Symptome nehmen während der Pandemie zu, nehmen mit dem Rückgang der Pandemie leicht ab, verharren aber auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie. In der Jugendmedizin wird aktuell von einer Verfestigung psychischer Störungen und einer "Mental-Health-Pandemie"gesprochen.
Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen weist bereits vor der Pandemie besorgniserregende Entwicklungen auf. Mehr als ein Drittel der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland klagt über psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen oder Schlafstörungen. Bereits seit fünfzehn Jahren steigt die Zahl der Diagnosen von Depressionen, Ängsten und Ess-Störungen.
Auch nach der Pandemie sind die psychischen Belastungen für Kinder und Jugendliche deutlich höher als vor der Pandemie. Liegt das am Leistungsdruck, den in der Pandemie versäumten Lernstoff rasch nachzuholen? Ist der Krisen-Rucksack aus Pandemie-Mangelerfahrungen, blutigen Kriegen, Klimasituation und Inflation immer schwerer zu tragen? Überproportional häufig sind jugendliche Mädchen von Angststörungen, Ess-Störungen und Depressionen betroffen. Sie unternehmen sechsmal so häufig Suizidversuche als männliche Jugendliche. Zudem steigt in der Pandemie bei jeder zweiten bis dritten Person der Konsum von Alkohol, Zigaretten, Cannabis und weiterer Drogen wie Kokain und Ecstasy.
Die Corona-Pandemie trifft auf eine langjährige "Bewegungsmangel-Pandemie" und verstärkt den Trend zum Übergewicht. Jedes dritte Kind zwischen zehn und zwölf Jahren ist davon betroffen. Die Nutzungszeit digitaler Freizeitmedien steigt während der Pandemie auf über vier Stunden am Tag, sinkt danach aber wieder auf das trotzdem noch hohe Vor-Corona-Niveau von dreieinhalb Stunden pro Tag. All dies zeigt, dass die offenkundigen Probleme junger Menschen im psychischen Bereich in absehbarer Zeit nicht von selbst wieder verschwinden. Es bedarf niedrigschwelliger, auch präventiver Maßnahmen dort, wo Kinder und Jugendliche zu finden sind: In Institutionen der Betreuung und Bildung und an Orten, wo Jugendliche sich in ihrer Freizeit gern aufhalten, analog und digital. Universelle Depressionspräventionsprogramme in der Schule wie "Lebenslust mit LARS & LISA", "krisenchat Nothilfe per Smartphone" und "TUM4 Health" sind Beispiele wie die Bewältigung der Mental Health-Pandemie gelingen kann.
Die Sonderpublikation der Konrad-Adenauer-Stiftung können Sie hier herunterladen, Autoren sind Elisabeth Hoffmann, Felise Maennig-Fortmann, und Norbert Arnold.
Weitere Informationen unter www.kas.de