Digitale Inhalte machen Ausbildungsberufe interessanter

Im September begann für viele Schulabgänger ein neuer Lebensabschnitt in einer Berufsausbildung. Seit 2008 aber liegt das Angebot an Ausbildungsplätzen jährlich über der Nachfrage (Quelle: Statista). Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Lernplattform simpleclub unter 1.000 Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen in Deutschland verrät, wie Ausbildungsberufe interessanter gestaltet werden können und warum sich Schulabsolventen immer noch häufiger für ein Studium entscheiden.

Zeitgemäße Lernformen machen die Ausbildung interessanter

Die Zukunft ist digital – darüber besteht unter den befragten Schülerinnen und Schüler weitgehend Einigkeit. Fast drei Viertel (74 Prozent) finden es wichtig bis sehr wichtig, dass Wissensvermittlung bei Ausbildungsberufen digital stattfindet, da sie damit näher an der heutigen Lebenswirklichkeit sind. Das würde die Ausbildung auch attraktiver machen: Unter denen, die sich bereits gegen eine Berufsausbildung entschieden haben, ist knapp jeder Fünfte (18,6 Prozent) überzeugt, dass er oder sie sich bei zeitgemäßer Gestaltung der Ausbildung, zum Beispiel durch Unterstützung von digitalen Lern- und Übungsinhalten, eher für eine Berufsausbildung begeistern ließe.

Von denjenigen, die eine Ausbildung anstreben, sagen knapp ein Viertel (23 Prozent), dass eine entsprechende zeitgemäße Gestaltung Berufsausbildungen interessanter machen würde. So stellen sich auch generell zwei von fünf aller Befragten die Zukunft der Ausbildung vor: Über 43 Prozent sagen, dass man später mit Hilfe von Tools und anderen digitalen Hilfsmitteln effektiver arbeiten wird – egal ob im Büro oder im Handwerk.

Handwerk und der Administstrativ-/ Kaufmännische Bereich sind am Beliebtesten

Handwerk hat goldenen Boden, das wusste bereits die Großeltern-Generation. Ein Viertel der heutigen Absolventen (25,3 Prozent), die sich bereits für eine Berufsausbildung entschieden haben, wählen einen handwerklichen Beruf, gefolgt von den Administrativ-/ Kaufmännischen Berufen (20,9 Prozent) wie Kaufmann:frau für Büromanagement, Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel oder Bankkaufmann/Bankkauffrau. Für Naturwissenschaften und Mint-Berufe interessieren sich dagegen lediglich knapp 5 Prozent der Schulabgänger. Obwohl beispielsweise im IT-Bereich zukünftig die größten Potentiale auf dem Arbeitsmarkt liegen. Laut Prognose des Instituts für Arbeitsmarktforschung (IAB) sollen in diesem Jahr 40.000 Stellen im IT-Bereich dazukommen, bis 2030 erhöht sich der Personalbedarf um ein Vielfaches.

Tabelle: Für welchen Ausbildungsberuf bzw. welche Branche interessierst du dich?

Alle Befragten, die eine Ausbildung anstreben

Antwortmöglichkeiten
Prozent
Ich möchte einen handwerklichen Beruf erlernen.
25,3%
Mich interessiert der Administrativ-/Kaufmännische Bereich.
20,9%
Ich möchte in der Pflege arbeiten.
12,9%
Ich bin noch unsicher und habe mich nicht entschieden.
12,1%
Ich möchte in die gewerblich technische Richtung (Elektroniker, Mechatroniker etc.).
9,9%
Ich möchte in der Lebensmittelindustrie arbeiten.
7,4%
Ich möchte mit Kindern arbeiten und Erzieher werden.
6,6%
Ich interessiere mich für Naturwissenschaften und möchte einen MINT-Beruf erlernen.
4,9%

Quelle: Online-Befragung Kantar im Auftrag von simpleclub

Aufstiegschancen? Gehalt? Das spricht für oder auch gegen eine Berufsausbildung

Alle diejenigen, die für sich bereits eine berufliche Ausbildung ausschließen konnten, wurden befragt, was für sie gegen eine Ausbildung spricht. Dass Ausbildungsberufe nur von Schülern mit schlechten Noten in Angriff genommen werden, sieht von ihnen aber kaum jemand so (5,3 Prozent). Viele wollen sich nach dem Schulabschluss durch einen Ausbildungsberuf aber nicht einschränken: Knapp ein Drittel (31,9 Prozent) sieht sich mit einer Berufsausbildung zu sehr in eine Richtung gedrängt und wünscht sich mehr Raum für berufliche und persönliche Entwicklung.

Das Thema Gehalt spielt bei der Entscheidung für als auch gegen eine Ausbildung eine wichtige Rolle: Fast ein Viertel (24,2 Prozent) entscheidet sich gegen einen Ausbildungsberuf, weil man mit höheren Abschlüssen später mehr Geld verdient. Unter denjenigen, die sich für eine Ausbildung entschieden haben, nannte über die Hälfte (53 Prozent) als Grund, endlich Geld verdienen zu wollen.

Wie lassen sich nun mehr Schülerinnen und Schüler für Ausbildungsberufe begeistern?

Die hier Befragten wünschen sich mehr Aufklärung und Orientierung zu Ausbildungsberufen und ihren Vorteilen bereits in der Schule – das sagen immerhin mehr als ein Drittel (34,3 Prozent) derjenigen, die sich gegen eine Berufsausbildung entschieden haben und sogar über die Hälfte (52,7 Prozent) derjenigen, die eine Ausbildung anstreben. Ganze 38,7 Prozent der letzteren Gruppe denken, dass mehr Möglichkeiten, sich über Praktikas in verschiedenen Berufen auszuprobieren Ausbildungsberufe interessanter machen würde. Etwa ein Drittel aller Umfrageteilnehmer (Schulabsolventen, die keine Ausbildung machen wollen 32,7 Prozent sowie Schulabsolventen, die eine Ausbildung machen wollen: 28,6 Prozent) wollen sich weiterentwickeln und wünschen sich, dass ihnen die Berufs- und Aufstiegschancen bei einer Berufsausbildung stärker aufgezeigt werden.

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Um zukünftig mehr Schulabsolventen für eine Berufsausbildung zu begeistern, ist mehr Aufklärung zu den verschiedenen Ausbildungsberufen sowie den späteren beruflichen Möglichkeiten und Berufschancen bereits in den Schulen nötig. Schülerinnen und Schüler wünschen sich mehr praktische Erfahrungen vor einer Berufsentscheidung genauso wie eine zeitgemäße Vermittlung und Aufbereitung von Ausbildungsinhalten.

Wie wurden die Daten erhoben?
Das Meinungsforschungsinstitut Kantar beauftragt von der Lernplattform simpleclub befragte im Zeitraum vom 17. bis 23.9. 2021 online 1.000 Schülerinnen und Schüler von weiterführenden Schulen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren. Darunter 504 Mädchen und 480 Jungen sowie 16 diverse Schüler gleichmäßig gestreut über 16 Bundesländer im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Es sind Schülerinnen und Schüler aller Schulformen vertreten, wobei 43,5 Prozent der Befragten das Gymnasium besuchen.