Cannabis: Ein Viertel der Jugendlichen sieht nur geringes Gesundheitsrisiko

DAK-Präventionsradar untersucht Konsumneigung und Risikowahrnehmung von Marihuana bei Heranwachsenden

Vor der geplanten Teil-Legalisierung von Cannabis gibt es bei Jugendlichen sehr unterschiedliche Einschätzungen über mögliche Gesundheitsgefahren: Die große Mehrheit (74 Prozent) geht von einem erhöhten oder sogar großen Risiko aus, sich durch Cannabis körperlich oder auf andere Weise zu schaden. Ein Viertel (26 Prozent) der Heranwachsenden sieht nur ein geringes Gesundheitsrisiko, wobei 15 Prozent gar kein Risiko wahrnehmen.

Das zeigt der aktuelle Präventionsradar der DAK-Gesundheit. Weitere Ergebnisse: Joints werden seltener als großes Risiko wahrgenommen als Zigaretten. Und knapp vier Prozent der Jugendlichen haben nach eigenen Angaben im vergangenen Monat Cannabis konsumiert. Angesichts der Studie fordert die DAK-Gesundheit eine verstärkte Aufklärung über Cannabis sowie mehr und gezielte Präventionsmaßnahmen.

Bild (c) Präventionsradar DAK-Gesundheit/IFT-Nord

"Ein Großteil der Heranwachsenden sieht sehr wohl die Risiken, die mit dem Konsum von Cannabis verbunden sind. Am Vorabend der Teil-Legalisierung gibt es jedoch einen nicht zu vernachlässigenden Teil, der gar kein Risiko wahrnimmt", fasst DAK-Vorstandschef Andreas Storm die Ergebnisse zusammen und fordert: "Ein umfassendes begleitendes Aufklärungs- und Präventionsprogramm muss jetzt oberste Priorität bekommen."

Für die breit angelegte Schulstudie im Auftrag der DAK-Gesundheit hat das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel in der 7. Welle fast 10.000 Jungen und Mädchen zu ihrer Haltung zu Cannabis, Alkohol und Zigaretten befragt. Das gesundheitsgefährdendste Produkt ist nach Auffassung der Jugendlichen die herkömmliche Zigarette. 82 Prozent sehen in ihr ein großes oder erhöhtes Gesundheitsrisiko. Zum Vergleich: Der Anteil der Jungen und Mädchen, die bei Cannabis ein großes oder erhöhtes Risiko wahrnehmen, liegt um acht Prozentpunkte niedriger (74 Prozent).

"Wir müssen die vorhandenen Wissenslücken so schnell wie möglich füllen. Es muss umfassend darüber aufgeklärt werden, dass Cannabiskonsum gerade bei Heranwachsenden das Risiko für psychische Erkrankungen erhöhen und schwere Entwicklungsschäden hervorrufen kann, weil das Gehirn bis etwa zum 25. Lebensjahr noch nicht ausgereift ist", so Storm.

Der DAK-Präventionsradar zeigt, dass rund zwölf Prozent der befragten Jungen und Mädchen bereits einmal in ihrem Leben Cannabis probiert haben. Der Anteil der Schulkinder, die nach eigenen Angaben im vergangenen Monat gekifft haben, liegt bei knapp vier Prozent. Dabei konsumieren Jungen signifikant häufiger als Mädchen. "Angesichts der bekannten Risiken, die mit dem Cannabiskonsum im Jugendalter einhergehen können, ist es besorgniserregend, dass im Schuljahr 2022/2023 etwa jeder achte Jugendliche bereits mit Cannabis experimentiert hat", erklärt Professor Reiner Hanewinkel als Studienleiter beim IFT-Nord in Kiel. "Konsequente verhältnis- und verhaltenspräventive Maßnahmen sind erforderlich, um die Cannabiskonsums im Teenageralter einzudämmen."

Der Präventionsradar der DAK-Gesundheit untersucht das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie das Gesundheitsverhalten von Schulkindern der Jahrgänge fünf bis zehn. Seit 2016 haben rund 60.000 Mädchen und Jungen aus 14 Bundesländern an den Befragungen zum Präventionsradar teilgenommen.