Holger Beeck, Vorstandsvorsitzender McDonald’s Deutschland, erklärt im Interview, was es mit dem Konzept "Restaurant der Zukunft" auf sich hat und warum es auf absehbare Zeit keinen Bio-Burger bei McDonald’s geben wird.
Dabei zeigt sich, dass immer mehr Abläufe in der Fast Food-Kette digitalisiert werden. Eine große Herausforderung ist es allerdings, neue Mitarbeiter und Auszubildende zu gewinnen.
Das Interview führte der "Tagesspiegel".
"Tagesspiegel": Herr Beeck, wie läuft das Geschäft?
Holger Beeck: Sehr gut. Wir verzeichnen ja schon seit 2015 stetiges Umsatzwachstum. Im abgelaufenen Jahr konnten wir den Trend fortführen und steigern. Ich bin jetzt seit zwölf Jahren im Vorstand von McDonald’s Deutschland und wenn man sich das Nettowachstum ansieht – also wenn man die Eröffnung neuer Stores außen vor lässt – ist 2017 ein wirklich sehr gutes Jahr gewesen.
Woran liegt das?
Zum Einen haben wir eine sehr gute Balance aus Qualität, Preis und Service. Zum Anderen beginnt unser Konzept "Restaurant der Zukunft" zu greifen. Bis zum Jahresende hatten wir bereits rund 570 unserer knapp 1500 Filialen umgestellt. Dieses Jahr folgen weitere 350 und im Jahr darauf ebenfalls noch einmal 350. Das ist eine riesige Investition, die wir gemeinsam mit unseren Franchise-Nehmern stemmen.
Was heißt das konkret?
Im Restaurant der Zukunft sind alle Abläufe modernisiert und digitalisiert. Das beginnt in der Küche, geht über den Bestellprozess und setzt sich in der Lobby fort. Wir haben beispielsweise in unseren modernen Restaurants digitale Terminals, an denen die Kunden bestellen und sich ihr Essen individuell zusammenstellen können. Zudem haben sie die Möglichkeit, sich das Essen an den Tisch bringen zu lassen.
Wie wichtig ist es den Kunden, selbst zu bestimmen, wie ihr Burger aussieht?
Das individuelle Zusammenstellen des Burgers – eine Scheibe Käse mehr, kein Bacon, Jalapenos auf dem Fleisch – wird langsam immer beliebter. Das Bestellen am Terminal wird bereits sehr intensiv genutzt. Die Menschen haben in den neuen Stores die Möglichkeit, zu wählen. Gehe ich zum Counter oder an den Terminal? Zahle ich bar oder mit Karte? Und ab dem zweiten Quartal 2018 können Sie auch mit dem Handy bestellen und bezahlen. Davon versprechen wir uns sehr viel.
Ich bestelle zu Hause per Smartphone und hole das Essen dann in der Filiale ab?
Zuhause, im Auto oder wo auch immer. Sie bestellen über die App und wenn Sie sich einer Filiale nähern, wird die Bestellung dorthin übertragen. Sie können sich dann Ihr Essen im Restaurant abholen oder Sie lassen es sich an den Tisch bringen. Diesen Service bieten wir in allen bereits umgebauten Restaurants.
Kunden berichten von gelegentlichem Gedrängel vor den neuen Terminals und Chaos beim Abholen. Wie kommt das?
Heißt ja auch, dass die Terminals gut angenommen werden, nicht wahr? Vielleicht müssen wir in einzelnen Restaurants nachlegen. Wir haben normalerweise vier Terminals pro Filiale, ich nenne sie Kioske. Die werden natürlich zu bestimmten Zeiten, etwa mittags oder abends, besonders stark genutzt. Wenn wir merken, dass der Andrang in bestimmten Restaurants besonders hoch ist, bauen wir zusätzliche Kioske ein. Es gibt Filialen, in denen zu den Stoßzeiten 50 Prozent der Gäste über die Terminals bestellen. Aber Chaos darf es natürlich nicht geben.
Bestellen die Menschen am Terminal mehr?
Ja, der Durchschnittsverkauf ist durchaus höher als am Counter. Liegt auch daran, dass die Menschen am Kiosk häufig für andere mitordern und bezahlen. Ich mache das selber auch so. Deshalb gehen meine Kollegen heute viel lieber mit mir essen als früher.
In Ihren neuen Restaurants bringen Sie auf Wunsch das Essen auch an den Tisch. Wollen die Kunden das denn?
Wir bieten den schnellsten Tischservice der Welt. Und ja, die Menschen möchten das, vor allem Familien und ältere Leute. Das Angebot wird immer häufiger genutzt.
Wie geht das praktisch?
Sie bestellen den Tischservice am Kiosk.
In einigen Städten kann man sich Ihr Essen auch nach Hause liefern lassen. Wie entwickelt sich das Geschäft?
Wir machen das jetzt in 35 Städten in Deutschland mit 160 Restaurants. Wir möchten noch weitere 15 Städte hinzunehmen und streben an, dass bis zu 200 Restaurants liefern. Ein weiterer Ausbau würde keinen Sinn mehr machen, weil die Städte dann zu klein sind und sich das Geschäft nicht lohnt.
Was ist mit Berlin?
In Berlin liefern 22 Restaurants. Wir arbeiten mit dem Lieferdienst Foodora zusammen, man bestellt über Lieferheld, Foodora oder Pizza.de. Wir hatten am Anfang einige Kinderkrankheiten, aber jetzt nimmt das Geschäft Fahrt auf. Ich bin sehr zufrieden, und ich gehe davon aus, dass das Liefergeschäft ein Wachstumstreiber für die nächsten Jahre sein wird. Der Durchschnittsbon ist deutlich höher als in den Restaurants.
Würden Sie mir auch einen einzelnen Burger bringen?
Nein, wir haben aktuell einen Mindestbestellwert von 12 Euro.
Wie passen Ihre guten Geschäftszahlen zu dem Trend, dass sich immer mehr Menschen gesünder ernähren wollen? Ihre Kost ist ja nicht gerade das Synonym für gesundes Essen.
Nun, was genau gesund ist, darüber wird auch vielfältig diskutiert. Aber schauen wir doch einmal genauer hin, bezüglich der Trends über die gesprochen und berichtet wird. Der Anteil der Vegetarier liegt bei 2,3 Prozent, bei Veganern sind es nur 0,3 Prozent, glutenfreies Essen hat einen Anteil von 0,6 Prozent, das sind extreme Nischen. Vollwertkost wollen 20,8 Prozent der Bundesbürger, gar nichts von allem: 69,8 Prozent. Insofern richtet sich unser Angebot nach wie vor an die die deutliche Mehrheit.
Und Bio?
0,5 Prozent der Bundesbürger essen täglich Biofleisch, 3,5 Prozent mehrmals in der Woche, und 77,4 Prozent essen Bio selten. Wir bedienen die breite Masse, aber wir beobachten natürlich auch die Nische. Im Happy Meal haben wir ja auch schon Bio-Produkte: Bio-Milch, -Apfelschorle und -Obst. Warten wir ab, wie sich die Bedürfnisse weiter entwickeln. Das ist für uns immer der Maßstab: Was will der Gast?
Was ist mit dem Fleisch?
Wir haben Bio-Fleisch ja schon mal getestet. Das war eine wirklich große Herausforderung. Man braucht für jedes Restaurant eine Bio-Zertifizierung, und das jedes Jahr neu. Das war sehr aufwendig. Dann mussten wir die Mengen, die wir brauchen, auch auf dem Markt beschaffen. Es waren für eine sechswöchige Aktion mehrere hundert Tonnen! Hinzu kommt, dass der Burger für McDonald’s-Verhältnisse recht teuer war und man genug Kunden finden muss, die bereit sind, das zu zahlen.
Haben Sie jetzt erst einmal die Nase voll von Bio-Fleisch?
Nein, so will ich das nicht sagen. Aber aktuell sehe ich keinen Sinn darin, Biofleisch wieder in das Sortiment zu nehmen. Wir behalten die Entwicklung aber im Auge.
Viele konventionelle Landwirte haben sich Tierwohlinitiativen angeschlossen und geben ihren Tieren mehr Auslauf oder Spielzeug. Haben Sie darüber nachgedacht, nur noch mit solchen Bauern zusammenzuarbeiten?
Wir haben unser eigenes "Best"-Programm -"Bündnis für Exzellenz, Sicherheit und Transparenz", darin geht es auch um das Thema Tierwohl. Wir warten jetzt erst einmal ab, wie es mit den staatlichen Bemühungen um ein Tierwohlsiegel weitergeht. Klar ist: Wir brauchen einen breiten, gesellschaftlichen Konsens diesbezüglich.
Woher kommen die Tiere, die bei Ihnen zu Burgern, Nuggets oder Bacon werden?
96 Prozent der Rinder kommen aus Deutschland, bei den Schweinen ist es ähnlich. Unsere Hähnchen beziehen wir zu ca. 19 Prozent aus Deutschland, zu rund 60 Prozent aus der EU und den Rest aus Brasilien.
Warum Brasilien?
Wir verarbeiten große Mengen Hähnchenfleisch, da brauchen wir Liefersicherheit und einen guten Preis. Die McDonald’s-Standards sind aber überall gleich, in Brasilien wie in der EU.
Ihre Mutter in den USA hat Antibiotika in Hähnchen und Käfigeier verboten. Ein Vorbild für Sie?
Wir sind in Teilen schon deutlich weiter. Wir setzen seit 1999 im Frühstücksangebot keine Käfigeier mehr ein. Eier für Dips und Saucen werden momentan ebenfalls auf Freilandhaltung umgestellt. Und ab Januar 2018 soll auch in Europa nur Fleisch von Hähnchen verarbeitet werden, denen keine Reserveantibiotika verabreicht wurden. Mit dieser Umstellung haben wir bereits begonnen. Damit wird auch hierzulande nach und nach kein Fleisch mehr von Hähnchen angeboten werden, die mit Reserveantibiotika behandelt wurden.
Sie meinen besonders wirksame Antibiotika, die für den Menschen reserviert bleiben sollen, damit keine Resistenzen entstehen.
Ja. Und das gilt nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa. Wir wollen stetig besser werden. Dieser Schritt macht uns besser!
Wie schwierig ist es für Sie, Mitarbeiter zu finden? Der Arbeitsmarkt ist ja nahezu leer gefegt.
Das ist eine ganz große Herausforderung. Ich bin froh, dass wir einen vernünftigen Tarifvertrag haben. Wir beschäftigen in Deutschland rund 58.000 Mitarbeiter aus 125 Nationen.
Wie viele Flüchtlinge arbeiten bei Ihnen?
Wir haben bisher weit über 1000 eingestellt. Auch schon zu der Zeit, als so viel diskutiert worden ist und das nicht immer anständig. Wir repräsentieren Vielfalt, und wir brauchen Leute. Um sie zu schulen, bieten wir Qualifizierungsmaßnahmen und Ausbildungen an.
Wie schaffen Sie es, dass 125 Nationen zusammenarbeiten? Welche Regeln haben Sie?
Das Erlernen der Sprache ist ganz wichtig für die Integration, deshalb gibt es bei uns Sprachkurse. In unserem Unternehmen wird Deutsch gesprochen. Und bei uns ist das gleichberechtigte Zusammenarbeiten von Männern und Frauen selbstverständlich, wir nehmen das sehr ernst. Deshalb gibt es bei uns klare Regeln und Werte wie Respekt und Toleranz, die tagtäglich vorgelebt werden.
Das Interview ist am 8. Januar 2018 im "Tagesspiegel" erschienen.
Quelle: McDonald’s Deutschland, übermittelt durch news aktuell