Verbraucherverbände fordern werbefreie Schulen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert, Werbung an Schulen konsequent zu verbieten – YouGov-Umfrage zeigt, dass junge Menschen gegenüber Werbung an Schulen aufgeschlossen sind

Der Verbraucherverband beklagt, dass es zu viel Werbung im Schulumfeld gibt. Dabei schreibt der vzbv selbst, dass Kooperationen mit Dritten es Schulen ermöglichen, "das gesellschaftliche Umfeld einzubeziehen und einen lebensnahen Unterricht zu gestalten". Dabei solle es aber "um Lerninhalte gehen,  Werbung gewinnorientierter Unternehmen hat dabei nichts zu suchen", so der vzbv. Dies sei "eigentlich politischer Konsens".

Dabei gibt es dafür jetzt schon zahlreiche Regelungen auf Länderbene. Alle 16 deutschen Bundesländer haben Gesetze, Richtlinien oder Vorschriften zu den Themen Werbung, Sponsoring, Zuwendungen, Wettbewerbe, Vertrieb und wirtschaftliche Aktivitäten in Schulen erlassen.

Der vzbv fordert nun "klare Zuständigkeiten und länderübergreifende Kriterien". Unter anderem soll die Kultusministerkonferenz KMK "ein generelles Werbeverbot an Schulen einführen, das Kinder und Jugendliche vor wirtschaftlicher Einflussnahme im Schulbereich schützt". Zudem soll durch ein "öffentliches Register" jederzeit nachvollziehbar sein, "welche Unternehmen, wirtschaftsnahen Verbände und Stiftungen in Schulen aktiv sind und was sie dort tun". Logos in der Schule sollen "nur verwendet werden, wenn sie Gegenstand des Unterrichts sind".

Umfrage zum Thema "Werbung in Schulen": Jüngere sind aufgeschossener

Passend dazu hat der Marktforscher YouGov die Bevölkerung gefragt, wie sie zum Thema "Werbeverbot an Schulen" stehen*. Der Aussage "Werbung gewinnorientierter Unternehmen an Schulen und im Unterricht sollte verboten werden" stimmen zwar 46% der Gesamtbevölkerung "voll und ganz zu". Bei den 18- bis 24-Jährigen stimmen hingegen nur 10% "voll und ganz zu". 35% in dieser jungen Zielgruppe stimmen "ganz und gar nicht" oder "eher nicht" zu.

Das zeigt nicht nur, dass Jüngere wie bei vielen Themen aufgeschlossener sind, sondern auch, dass die jetzigen Schüler eben auch positive Erfahrungen mit Sponsoring an Schulen gemacht haben. Viele Schüler (vor allem aus nicht so gut betuchten Haushalten) profitieren nämlich davon, wenn Sponsoren beim Schulmaterial unterstützen oder die Digitalisierung vorantreiben. Ohne das Geld aus der Wirtschaft würde es an vielen Schulen deutlich schlechter aussehen.

Verantwortungsvolle Sponsoren berücksichtigen natürlich jederzeit die Belange aller Interessengruppen im sensiblen Bildungsumfeld. Es gibt professionelle Agenturen, die dafür sorgen, dass Schulmarketing ein "willkommenes Sponsoring" ist und nicht nur aus "platten Werbebotschaften" besteht. Dreh- und Angelpunkt einer erfolgreichen Kampagne im Schulmarketing muss daher die Berücksichtigung der unterschiedlichen Zielgruppen sein. Eingebunden werden müssen nicht nur die Schülerinnen und Schüler selbst, sondern auch deren Eltern, die Lehrer sowie die gesamte Schule.

Länderübergreifende Regelungen sind sicher sehr sinnvoll, um den bestehenden "Flickenteppich" an Regelungen zu vereinheitlichen. Ein komplettes Werbeverbot aber geht zu weit und ist auch nicht zeitgemäß.

*Quelle: YouGov. Methodik: Auf Basis der YouGov Frage des Tages wurden 1.092 Personen in Deutschland ab 18 Jahren am 28. September 2020 befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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