"Millenials": Auf Nachhaltigkeit achten nur wenige

Repräsentative Umfrage zum Thema Fair Fashion unter 1000 "Millennials"

Die Markt- und Meinungsforschungsplattform Appinio hat im Januar 2018 1000 junge Deutsche repräsentativ zum Thema »Faire und nachhaltige Mode« befragt. Die Teilnehmer waren zwischen 14 und 34 Jahre alt.

Auf Nachhaltigkeit achten nur wenige

Zuerst wurden die Jugendlichen gefragt, worauf sie beim Kauf von Kleidung eigentlich achten. Sind Preis oder Aussehen wichtiger? Und wie viele achten auf Nachhaltigkeit? Wenig überraschend landet auf Platz 1 das Aussehen der Klamotten – und zwar bei Männern und Frauen gleichfalls. 70 Prozent der Männer geben an, besonders darauf zu achten, wie ein Kleidungsstück aussieht, bei den Frauen sind es sogar 78 Prozent.

Den weiblichen Shoppern ist der Preis zudem nahezu genauso wichtig wie das Aussehen von neuer Kleidung: 75 Prozent geben an, dass sie besonders auf den Preis achten, bei den Männern sind es 58 Prozent, also deutlich weniger. Darauf folgen Qualität, Komfort, Marke und Material von Klamotten sowie aktuelle Trends. Und was ist mit Nachhaltigkeit und fairer Herstellung? Diese beiden Merkmale landen bei beiden Geschlechtern mit Abstand ganz hinten.

© appinio

Von den Frauen geben gerade einmal acht Prozent an, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist und elf Prozent achten auf faire Herstellung. Bei den Männern finden sechs Prozent Nachhaltigkeit wichtig und neun Prozent achten auf faire Herstellung. »Nachhaltige Mode« ist also bei jungen Verbrauchern aktuell nicht wirklich ein Thema.

 

Was passiert mit alter Kleidung?

Neben der Frage, wie junge Konsumenten sich neue Klamotten aussuchen, wurden sie auch gefragt, was sie denn mit alter Kleidung machen, die abgetragen ist oder ihnen einfach nicht mehr gefällt. Die meisten jungen Deutschen geben an, ihre alten Klamotten unter anderem in der Altkleidersammlung abzugeben (57%). 39 Prozent verschenken abgetragene Kleidung an Familienmitglieder und 28 Prozent geben sie an Freunde weiter. Bei knapp einem Drittel (26%) werden ältere Klamotten auf Kleiderkreisel oder Flohmärkten verkauft und fast genauso viele (26%) werfen sie in den Müll. Gerade einmal acht Prozent geben sie in Second Hand Shops.

Gentechnik und Hautfreundlichkeit sind eher nachrangig

Nachhaltige Mode, Fair Fashion, Öko-Mode – was genau ist das eigentlich? Was genau junge Verbraucher in Deutschland darunter verstehen, hat Appinio sie ebenfalls gefragt. Unter vielen Attributen sollten sie diejenigen aussuchen, die sie am ehesten mit »nachhaltiger Mode« verbinden. Spitzenreiter sind hier die Merkmale »nachhaltige Materialien« und »Umweltfreundliche Verarbeitung«.

62 Prozent der jungen Deutschen verbinden Materialien wie etwa Biobaumwolle mit nachhaltiger Mode und für ebefalls 62 Prozent gehört umweltfreundliche Verarbeitung zu nachhaltiger Mode. Knapp die Hälfte (48%) der Befragten nennt zudem die Verwendung von recycelten Materialien als subjektives Merkmal von nachhaltiger Mode. Existenzsichernde Löhne und hohe Arbeitsstandards für NäherInnen sowie Verzicht auf Pestizide assoziieren jeweils etwa 37 Prozent mit nachhaltiger Mode. Seltener genannt wurde Hautfreundlichkeit (25%), Verbot von Gentechnik (23%), Produktion in Deutschland (19%) sowie Verwendung veganer Materialien (16%).

Frauen haben Gewissensbisse

Kinderarbeit, unzumutbare Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung – großen Textilunternehmen wird einiges vorgeworfen. Damit Kleidung billig verkauft werden kann, werden Näher und Näherinnen in armen Ländern ausgebeutet und tonnenweise CO2 in die Atmosphäre gepustet. Da kriegt so mancher schnell mal ein schlechtes Gewissen, wenn er oder sie daran erinnert wird. Bei jungen Menschen in Deutschland ist das zumindest teilweise so. Gerade Frauen scheinen sich etwas mehr kritische Gedanken zu machen, 51 Prozent von ihnen geben an, zumindest ab und an ein schlechtes Gewissen beim Kauf von Fast Fashion zu haben. Bei den Männern sind es mit 40 Prozent etwas weniger.

Jeder Zweite will künftig auch mal zu fairer Mode greifen

Ein schlechtes Gewissen ist zumindest bei jedem zweiten jungen Konsumenten in Deutschland also vorhanden. Ist das Grund genug für die Jungen, in Zukunft auch mal zu nachhaltiger Mode zu greifen und dafür mehr Geld auszugeben? 23 Prozent der Befragten bejahen diese Frage ganz klar und 38 Prozent können es sich zumindest tendenziell vorstellen. Ein Drittel der Befragten ist hingegen eher skeptisch und acht Prozent können es sich überhaupt nicht vorstellen, künftig auch mal faire Mode zu kaufen.

Höhere Zahlungsbereitschaft ist vorhanden

Und wie viel Geld sind deutsche Verbraucher bereit, für faire Mode draufzulegen? Für Klamotten, die von Näherinnen und Nähern hergestellt werden, die faire Löhne bekommen und unter angemessenen Bedingungen arbeiten, sind junge Verbraucher bereit, etwa 41 Prozent höhere Preise zu zahlen. Geht es um Mode, die besonders nachhaltig ist, würden junge Deutsche etwa 37 Prozent drauflegen.

Eine grundlegende Offenheit für faire Mode ist bei jungen Konsumenten in Deutschland also vorhanden – man darf gespannt sein, ob sich diese Tendenz auch in die Realität umsetzt.

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