Jugend & Finanzen: vorsichtig, konservativ, rational

Die Einstellungen zu Geld unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterscheidet sich kaum mehr von denen ihrer Eltern. Das zeigt der "Jugend-Finanzmonitor".

Die Übereinstimmung mit der Elterngeneration ist überraschend hoch: Bei vielen Fragestellungen fallen die Zustimmungswerte der Erwachsenen nahezu identisch aus, bei der Aussage, dass Rechnungen immer pünktlich bezahlt werden, liegen die Erwachsenen allerdings mit 97 Prozent Zustimmung weit vor den Jugendlichen und jungen Erwachsenen (91 Prozent). Insgesamt zeigt sich jedoch, dass sich der Trend hin zu konservativen Einstellungen in den vergangenen Jahren verfestigt hat: So ist etwa die Zustimmung der jungen Menschen zur Notwendigkeit eines finanziellen Polsters für den Notfall und regelmäßigen Sparens seit Erhebungsbeginn 2018 um zwei sowie drei Prozentpunkte gestiegen. Das geht aus dem neuen "SCHUFA Jugend-Finanzmonitors 2023" hervor, einer Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 16 und 25 Jahren.

Signifikante Unterschiede bestehen allerdings bei der Handhabung der monatlichen Ausgaben. Hier sagen deutlich mehr Erwachsene (64 Prozent), dass sie genau planen, wofür sie im Monat ihr Geld ausgeben, als dies bei den jungen Befragten der Fall ist (48 Prozent). Beim Thema Ratenkredit hingegen ist die junge Generation wiederum vorsichtiger: Während 53 Prozent der Erwachsenen Ratenkredite als gute Möglichkeit betrachten, größere Anschaffungen zu finanzieren, stimmen nur 35 Prozent der jüngeren Befragten dieser Aussage zu.

Krisen haben Einfluss auf das Denken und Handeln der jungen Generation

"Es scheint, dass die anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre bei den jungen Menschen in Deutschland Spuren hinterlassen haben und ein vorsichtiges, vorausschauendes und rationales Verhalten bei finanziellen Fragen verstärkt haben", sagt Dr. Ole Schröder, Vorstand der SCHUFA Holding AG. "Dies ist auf der einen Seite zu begrüßen, auf der anderen Seite zeigt es, dass die vielfachen Krisen und die wirtschaftliche Situation das Erleben der jungen Generation maßgeblich prägen".

Positiv ist, dass die jungen Menschen zufriedener mit der eigenen finanziellen Situation sind als die Erwachsenen. Mit 88 Prozent gibt die große Mehrheit der Jugendlichen an, mit dem ihnen monatlich zur Verfügung stehenden Geld alles in allem sehr gut oder gut auszukommen. Drei von vier befragten jungen Menschen sind mit ihrer derzeitigen finanziellen Situation alles in allem (sehr) zufrieden. In der Elterngeneration hingegen ist die Zufriedenheit mit der eigenen finanziellen Lage mit 63 Prozent auf dem historischen Tiefstand seit Beginn der Befragung im Jahr 2018 (76 Prozent).

Der Corona-Bruch: Pandemie war Katalysator für bargeldloses Zahlen

Die Corona-Pandemie hat als Beschleuniger für bargeldloses Bezahlen gewirkt. Der Wunsch nach mehr Einsatzmöglichkeiten von EC- oder Kreditkarte beim Einkauf ist bei den jungen Menschen von 2018 bis 2023 von 52 auf 82 Prozent angestiegen. 76 Prozent der Altersgruppe nutzen eine Banking-App, Multibanking-Apps, mit denen man mit einer einzigen App auf alle seine Konten zugreifen kann, sind hingegen weiterhin nur bei einem Bruchteil der jungen Menschen (9 Prozent) im Einsatz.

Wissen und Fähigkeiten bei komplexen Geldangelegenheiten werden als eher schlecht eingeschätzt

Neben dem Verhalten und den Einstellungen zum Thema Geld misst der "Jugend-Finanzmonitor der SCHUFA" auch die Finanzkompetenz und das Finanzwissen junger Menschen. Dafür wurden den Befragten erstmalig sieben Wissensfragen zu den Bereichen Inflation, Zinsen, Zinseszins, Risiko und Ertrag sowie Risikostreuung gestellt. Diese basieren auf der OECD/INFE-Studie zur finanziellen Bildung von Erwachsenen in Deutschland. 42 Prozent der jungen Erwachsenen konnten alle Fragen richtig beantworten, im Durchschnitt kennen die Befragten die Antworten auf fünf bis sechs Fragen. Die jungen Befragten verfügen somit über ein solides Grundwissen rund um das Thema Geld und Finanzen.

Alter, Geschlecht und Bildungsstand der Eltern stellen dabei wichtige Einflussgrößen dar. Dieses solide Grundwissen trifft allerdings auf ein unsicheres Selbstbild: Auch 2023 bewerten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten bei Finanzthemen als eher gering. Auf einer Schulnotenskala von 1 bis 6 erreichen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Notendurchschnitt einen Wert von 3,2. 27 Prozent bewerten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit der Schulnote "1" oder "2". Als befriedigend, ausgedrückt mit der Schulnote "3", schätzen 38 Prozent ihren Informationsstand über Finanzthemen ein. 20 Prozent empfinden diesen als ausreichend und 15 Prozent als mangelhaft oder sogar ungenügend. Auch hier zeigen sich zum einen Unterschiede nach Geschlecht und Alter: Junge Männer bewerten ihren Informationsstand besser als junge Frauen, erwerbstätige Jugendliche und Studierende besser als Auszubildende und Schülerinnen und Schüler.

Junge Menschen wünschen sich mehr Informationen zu Finanzen

"Die aktuelle Erhebung zeigt, dass junge Menschen über grundlegendes Basiswissen verfügen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten vor allem bei komplexen Geldangelegenheiten jedoch als sehr gering einschätzen", sagt Ole Schröder. "Dies zeigt, wie groß der Handlungsbedarf beim Thema Finanzbildung ist. Es ist notwendig, dass junge Menschen einen besseren Zugang zu Finanzwissen erhalten, damit sie abgesichert durchs Leben gehen können."

Die Antworten der jungen Befragten des "Jugend-Finanzmonitors" bestätigen diesen Bedarf: 93 Prozent der Befragten wünschen sich, dass alles, was mit den Themen Geld und Finanzen zu tun hat, bereits ausführlich in der Schule vermittelt werden würde, 82 Prozent würden sich mehr alltagsnahe Informationen über Finanzthemen wünschen. Zu beiden Aussagen ist die Zustimmung seit Erhebungsbeginn kontinuierlich gewachsen.

Der "SCHUFA Jugend-Finanzmonitor": Indikator für Konsumverhalten und Finanzkompetenz der jungen Generation

Zum sechsten Mal in Folge ist der "SCHUFA Jugend-Finanzmonitor" der WirtschaftsWerkstatt erschienen. Im Juli und August 2023 befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der SCHUFA in einer repräsentativen Stichprobe mehr als 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren zu ihrem persönlichen Finanz- und Konsumverhalten. Ergänzt wurde das Panel der Studie um mehr als 500 Erwachsene zwischen 40 und 55 Jahren – damit ermöglicht der Jugend-Finanzmonitor den Vergleich mit der Elterngeneration. Der Fokus der Studie liegt auf den Themen finanzielle Situation, Finanz- und Konsumverhalten sowie auf Finanzkompetenz von Jugendlichen.