Fast zwei Drittel der Berufsanfänger sind wechselwillig

Die Stimmung unter deutschen Berufsanfängern ist gespalten. Während mehr als die Hälfte angibt, mit dem ersten Job zufrieden zu sein (58%), sehen 42% Verbesserungspotenzial oder sind sogar unzufrieden mit ihrer beruflichen Situation.

Zu diesem Ergebnis kommt eine von univativ in Auftrag gegebene Befragung unter 500 deutschen Berufseinsteigern und jungen Berufstätigen. Demnach sind aktuell fast zwei Drittel der Berufsanfänger offen für einen Jobwechsel (60%). Sie wünschen sich einen Job mit höherem Gehalt, besseren Aufstiegschancen und einem passenderen Aufgabenprofil.

Eine moderate Loyalität gegenüber dem ersten Arbeitgeber zeigten auch 82% der jungen Berufstätigen, die maximal drei Jahre im ersten Job geblieben sind. Was den Traumjob betrifft, sind sich die Befragten einig: ein attraktives Gehalt, flexible Arbeitszeiten und ein unbefristeter Vertrag stehen für junge Berufstätige an oberster Stelle der Wunschliste.

Zufriedenheit im ersten Job dank spannender Aufgaben und netter Kollegen

Die Mehrheit der Befragten hatte einen positiven Start ins Berufsleben: Mehr als jeder Zweite (58%) ist mit dem ersten Job zufrieden. Dies liegt vor allem an spannenden Aufgaben (57%), einem sympathischen Team (57%) und dem passenden „Match“ von Ausbildung und Jobprofil (53%). Auch die Anerkennung für das Geleistete (38%) sowie eine passable Entlohnung (36%) werden als Gründe genannt. Gute Aufstiegs- und Karrierechancen tragen allerdings nur für knapp jeden Fünften (17%) zur Zufriedenheit bei.

Trotzdem sieht mehr als jeder Dritte (36%) Verbesserungspotenzial bei seiner ersten beruflichen Station. Dazu kommen 6%, die sogar angeben, mit ihrer Situation unzufrieden zu sein. Als optimierungsbedürftig nennen die Unzufriedenen an erster Stelle zu wenig Gehalt (62%), gefolgt von fehlenden Aufstiegschancen (46%) und Unterforderung (39%). Weitere Gründe sind mangelnde Anerkennung (35%), eine Diskrepanz zwischen Jobprofil und Ausbildung (29%) sowie schlechte Stimmung oder Ärger unter Kollegen (20%).

Auch Zufriedene sind bereit zu wechseln

Die geteilte Stimmung der Berufseinsteiger wird im Hinblick auf ihre aktuellen Wechselabsichten noch deutlicher. Grundsätzlich offen für ein neues Angebot ist demnach fast die Hälfte (45%), während 15% konkret einen Jobwechsel in Erwägung ziehen. 40% gaben an, aktuell nicht an einen Wechsel zu denken – obwohl zwei Drittel (68%) dieser Gruppe aussagten, mit dem Job zufrieden zu sein.

Zufriedenheit zieht also nicht zwingend Loyalität nach sich. Im Gegenteil, unter Berufsanfängern hält es nur wenige lange im ersten Job: Die Mehrheit (56%) bleibt ein bis drei Jahre, während jeder Vierte (26%) keine zwölf Monate bei seinem ersten Arbeitgeber verbringt. Dennoch gaben 18% der Berufstätigen an, länger als drei Jahre in ihrem ersten Job gearbeitet zu haben.

„Die Ergebnisse spiegeln die Lage auf dem Arbeitsmarkt wider: Qualifizierte Berufseinsteiger können es sich leisten, immer nach dem besten Angebot Ausschau zu halten“, sagt Olaf Kempin, Co-Geschäftsführer und Gründer von univativ. „Es ist naiv zu glauben, Berufsanfänger könne man im ersten Job mit anspruchslosen Aufgaben und ohne weitere Förderung abspeisen. Arbeitgeber müssen stärker in ihre eigenen Weiterbildungsprogramme investieren. Denn mangelnde Aufstiegschancen führen nicht nur zu Unzufriedenheit bei Mitarbeitern, sie sorgen auch für eine höhere Bereitschaft, den Job zu wechseln.“

Loyalität hat ihren Preis: Jobwechsel vor allem für höheres Gehalt

Rückblickend gab die Gruppe der jungen Berufstätigen, die sich nicht mehr im ersten Job befindet, an, dass die Faktoren für ihren Jobwechsel vor allem eine bessere Bezahlung (47%), gute Aufstiegschancen (33%) sowie ein passenderes Jobprofil (32%) waren. Immerhin jeder Vierte (26%) wollte damit auch der eigenen Work-Life-Balance etwas Gutes tun. Große Namen helfen dagegen wenig: Nur 18% sehen die Aufwertung des Lebenslaufes durch die neue Station als ausschlaggebenden Faktor.

Die gleichen Ansprüche stellen Berufseinsteiger an einen möglichen Jobwechsel: Sie legen Wert auf ein höheres Gehalt (72%), attraktive Aufstiegschancen (56%) und ein passendes Jobprofil (42%). Eine bessere Work-Life-Balance wünschen sie sich im Vergleich mit den jungen Berufstätigen noch häufiger (36%). Und sie messen der Aufwertung ihres Lebenslaufes noch eine größere Bedeutung zu: Jeder Vierte setzt bei einem neuen Job auf große Namen (25%).

Der Traumjob ist gut bezahlt und unbefristet

Könnten sich die Befragten ihren ersten Job erträumen, wären ihnen ein hohes Einstiegsgehalt (43%), flexible Arbeitszeiten (39%) und ein unbefristeter Vertrag (32%) am wichtigsten. Hier kommt also der Wunsch nach (Planungs-)Sicherheit zum Tragen. Ebenfalls gewünscht werden Förderungsmaßnahmen (27%), ein sozial engagierter Arbeitgeber (21%) und ein Arbeitsplatz in der Heimatstadt (19%). Klassische Karrierefaktoren wie eine möglichst hohe Einstiegsposition (12%), viel Verantwortung (11%), ein namhafter Arbeitgeber (8%) oder internationales Arbeiten (8%) sind dagegen keine wichtigen Kriterien für den Traumjob.

Über die Umfrage

Der Personaldienstleister univativ hat im September 2017 zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen Toluna 500 Berufseinsteiger und junge Berufstätige mit Hochschulabschluss deutschlandweit befragt. Die Befragten stammen aus der Altersgruppe zwischen 20 und 35 Jahren und nahmen an einer Online-Befragung teil.