Jugendliche sehen gute Chancen auf dem Ausbildungsmarkt

Die Stimmung auf dem Ausbildungsmarkt hat sich deutlich verbessert. Nach den Unsicherheiten infolge der Corona-Pandemie blicken nun fast drei  Viertel der jungen Menschen optimistisch auf die Ausbildungssituation. Das gilt aber nicht für alle. Viele Jugendliche mit niedriger Schulbildung schätzen ihre Aussichten auf eine Ausbildung als schlecht ein. Diese Gruppe benötigt besondere Unterstützung.

Fast drei Viertel der jungen Menschen in Deutschland (72 Prozent) sehen auf dem Ausbildungsmarkt derzeit eher gute bis sehr gute Chancen. Das  geht aus einer repräsentativen Befragung von Jugendlichen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Nur 16 Prozent halten die Chancen für schlecht oder eher schlecht. Zum Start des neuen Ausbildungsjahres ist damit eine Trendwende erreicht, denn infolge der Corona-Pandemie
hatten viele junge Menschen in den vergangenen Jahren die Chancen auf einen Ausbildungsplatz als gering eingestuft. Von den jungen Menschen mit niedriger Schulbildung äußert allerdings mehr als jede:r Vierte (26 Prozent) den Eindruck, dass die Aussichten auf eine Ausbil-
dung momentan schlecht oder eher schlecht seien.

Was die Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen betrifft, so fallen die Einschätzungen pessimistischer aus: Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten hält ihre Zahl für ausreichend. Trotz zahlreicher unbesetzter Ausbildungsplätze findet mehr als ein Viertel, dass zu wenig Plätze
vorhanden sind. Nur jede:r Zehnte schätzt, dass es zu viele Ausbildungsplätze gibt. "Die hohe Nachfrage nach Fachkräften lässt die Mehrheit der Jugendlichen deutlich zuversichtlicher in die berufliche Zukunft blicken als noch während der Corona-Pandemie.

Dass aber gleichzeitig jeder vierte Befragte den Eindruck hat, es gebe zu wenige Ausbildungsplätze und viele junge Menschen mit niedriger Schulbildung ihre Perspektiven am Ausbildungsmarkt als gering einschätzen, ist ein Warnsignal: Es muss uns noch viel besser als bisher gelingen, junge Menschen und Betriebe zusammenzubringen", sagt Clemens Wieland, Experte der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung. Immerhin ist das generelle Interesse an einer Ausbildung hoch: Drei Viertel der befragten Jugendlichen streben sie an oder sehen sie zumindest als eine Option.

Berufsorientierung bleibt problematisch

Ein großes Problem aber bleibt die Orientierung bei der Berufswahl. Nach wie vor beklagen mit 55 Prozent mehr als die Hälfte aller befragten Jugendlichen, dass es ihnen schwerfalle, sich in der Fülle der Informationen zurechtzufinden. Insgesamt äußern viele junge Menschen
den Bedarf nach mehr Hilfestellung bei der Planung ihrer beruflichen Zukunft: Fast jede:r Dritte derjenigen, die bereits Erfahrungen mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht haben, wünscht sich mehr Unterstützung, weitere 42 Prozent zumindest teilweise.

Mehr individuelle Unterstützung, vor allem für die NEETs "Die notwendige Bedingung, um die Übergänge zwischen Schule und Berufsleben zu verbessern, ist eine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen. Das allein genügt aber nicht. Vor allem die jungen Menschen, die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben, brauchen eine individuelle und kontinuierliche Begleitung. Die dafür nötigen Angebote
sollten flexibel verfügbar sein, um bestmöglich auf die jeweilige Situation eingehen zu können", sagt Wieland. Das gelte umso mehr angesichts der während Corona angestiegenen Zahl von Jugendlichen, die sich weder in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung befinden – den sogenannten "NEETs" (Not in Employment, Education or Training). 2022 belief sich ihre Zahl in Deutschland auf 564.000 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren.

Die von der Bundesregierung in diesem Jahr beschlossene Ausbildungsgarantie sei laut Wieland zwar grundsätzlich ein "richtiges und wichtiges Signal". Aber: "Mit Blick auf die Kernidee der Ausbildungsgarantie – also jungen Menschen, die bei ihren Bewerbungen leer ausgegangen sind, eine garantierte Ausbildungsmöglichkeit zu bieten – bleibt das Gesetz weit hinter dem als Vorbild dienenden Modell in Österreich zurück", so der Experte.

Weiterführende Informationen:

Zusatzinformationen

Für die Studie hat das Institut iconkids & youth 1.694 Jugendliche in Deutschland im Alter
zwischen 14 und 25 Jahren repräsentativ befragt. Die Befragung fand zwischen dem 2. und
30. Juni statt und erfolgte online mittels eines standardisierten Fragebogens. Ergänzend wur-
den persönliche Interviews mit Jugendlichen mit Hauptschulabschluss geführt.