Springer startet erstes journalistisches Jugendmagazin auf TikTok

Nachrichtenkonsum gehört heute bei nicht einmal der Hälfte der 14- bis 19-Jährigen zur täglichen Routine, das besagt eine aktuelle Analyse des Instituts für Demoskopie Allensbach. Relevante Informationen beziehe diese Zielgruppe vor allem über Social Media.

Beide Trends haben junge Journalisten der Axel Springer Akademie jetzt zum Anlass genommen, ein neues journalistisches Magazin speziell für Jugendliche zu entwickeln und es auf eine Plattform zu bringen, die vor allem bei Teenagern immer beliebter wird: TikTok. Titel des Magazins ist "HAWAIITOAST", in Anspielung auf die bunte, exotische Mischung der Zutaten.

Das Reporter-Team will mit "HAWAIITOAST" zeigen, dass auch journalistische Formate und ernsthafte Themen in der bislang für Spaßvideos und Playback-Clips bekannten App funktionieren können. So trafen die Reporter etwa den Vorbeter der Synagoge von Halle, die zum Ziel eines Terroranschlags wurde, erzählen die Geschichte einer erstaunlichen Flucht aus der DDR oder sprechen mit jungen Juden und Muslimen über deren Ängste.

Um dem Nutzungsverhalten der Zielgruppe gerecht zu werden, hat das Team nach eigenen Angaben mit jungen Nutzern diskutiert, neue journalistische Formate konzipiert und ein Storytelling für ihre mit dem Handy gefilmten Videos entwickelt, die höchstens eine Minute lang sind. "Für Journalisten sind 60 Sekunden extrem kurz, um Inhalte zu transportieren, für die 'Generation Z' ist eine Minute sehr lang", sagt Kristin Schulze, Crossmedia-Studienleiterin der Axel Springer Akademie, über die größte Herausforderung des Projekts. "Wenn die Filme aber richtig aufgebaut sind, kann man auch in so kurzer Zeit viel transportieren."

Das kommt an: Schon wenige Tage nach dem Start am Mittwoch, den 6. November 2019, verzeichnet der Kanal inzwischen mehr als 6.000 Follower mit rund 110.000 Likes und weit über 1.000 Kommentaren allein bei den ersten Beiträgen.

Neben Videoclips zu Mobbing, Drogen oder Antisemitismus bringt "HAWAIITOAST" Jugend-Themen wie Liebe und Sex, Freizeit und Lifestyle. Und auch die Risiken der nicht unumstrittenen Plattform selbst werden thematisiert wie etwa Jugendschutz und Persönlichkeitsrechte. "Die müssen gerade wir Journalisten im Auge behalten", sagt Akademie-Direktor Marc Thomas Spahl. "Aber wir dürfen das riesige Potenzial nicht vernachlässigen, junge Leute dort für Journalismus zu gewinnen, wo sie ihre Zeit verbringen."

So hat TikTok kürzlich erstmals die Social-Media-Riesen Instagram, Facebook und Snapchat bei den Download-Zahlen abgehängt. Allein in Deutschland wurde die App 2018 fast neun Millionen Mal heruntergeladen. Journalistische Inhalte finden sich dort bislang jedoch kaum.

Der Account auf TikTok: @hawaii.toast

Einzelne Videos sowie Stimmen von jungen Usern zu dem Projekt auf www.hawaiitoast.com

www.axel-springer-akademie.de