So ticken junge Männer von 18 bis 35 Jahren

Deutschland ist in der jungen Generation immer noch weit entfernt von echter Gleichberechtigung. Jeder zweite junge Mann sieht sich in der Rolle des Ernährers der Familie – auf Kosten der Frau. Jeder Dritte wird gegenüber Frauen schon mal handgreiflich, um ihnen Respekt einzuflößen und ebenfalls die Hälfte der jungen Männer in Deutschland ist der Überzeugung, dass Männer schwach und angreifbar seien, wenn sie Gefühle zeigten.

Das sind die zentralen Ergebnisse der repräsentativen Umfrage "Spannungsfeld Männlichkeit – So ticken junge Männer zwischen 18 und 35 in Deutschland" von Plan International Deutschland. Für die Studie wurden 1.000 Männer und 1.000 Frauen in einer Onlineerhebung befragt.

Ausgewählte Ergebnisse:

Gefühle und Gesundheit:
  • 71 Prozent der befragten jungen Männer glauben, persönliche Probleme selbst lösen zu müssen, ohne um Hilfe zu bitten.
  • Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) ist der Überzeugung, sie sei schwach und angreifbar, wenn sie Gefühle zeigt.
  • 53 Prozent der Teilnehmer sagen, es sei ihnen unangenehm, über ihre Gefühle zu sprechen.
  • Ebenfalls die Hälfte (50 Prozent) gibt an, gesundheitliche Probleme nicht zu beachten – in der Annahme, sie gingen von selbst weg.
  • 63 Prozent geben an, dass sie sich in ihrem Inneren manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlen.
Erscheinungsbild:
  • Die äußere Erscheinung spielt für die Befragten eine große Rolle. So geben 59 Prozent an, dass sie viel unternehmen, um einen sportlichen und muskulösen Körper zu haben.
  • 55 Prozent stimmen der Aussage zu, mit ihrem Äußeren und ihrem Auftreten zu zeigen, dass sie ein echter Mann sind.
  • Darüber hinaus fühlen sich 48 Prozent der Befragten gestört, wenn Männer ihr Schwulsein in der Öffentlichkeit zeigen
  • 42 Prozent sagen, dass Männer, die verweichlicht oder feminin auf sie wirken, „schon mal einen Spruch“ von ihnen abkriegen.
Risiko und Wettbewerb:
  • 63 Prozent der jungen Männer geben an, dass sie sich oft mit anderen messen und sich anstrengen würden, um unter den Besten zu sein.
  •  43 Prozent sagen, sie fahren gern draufgängerisch und schnell Auto.• Ähnlich fällt das Ergebnis bezüglich der Aussage „Manchmal trinke ich so viel Alkohol, dass ich nicht mehr weiß, was ich angestellt habe“ aus. Hier stimmen 42 Prozent der Männer zu.
Rollenverteilung in heterosexuellen Beziehungen:
  • 52 Prozent der jungen Männer sehen ihre Rolle darin, im Beruf genug Geld zu verdienen. Für Hausarbeit ist ihrer Meinung nach vor allem die Partnerin zuständig.
  • 49 Prozent finden es wichtig, in der Beziehung oder Ehe das letzte Wort bei Entscheidungen zu haben.
  • 39 Prozent der jungen Männer möchten zudem, dass ihre Partnerin die eigenen Ansprüche zurückstellt, um ihnen den Rücken freizuhalten.
  • Entsprechend würden nur 41 Prozent der Befragten länger als ein paar Wochen in Elternzeit gehen.

Einstellung zu Frauen und Sexualität:

  • Die Hälfte der Männer (50 Prozent) möchte keine Beziehung mit einer Frau eingehen, die viele Sexualpartner hatte. Gleichzeitig reizt es 37 Prozent der Befragten, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen.
  • Aufreizendes Verhalten aufseiten von Frauen darf als Aufforderung verstanden werden, meinen 47 Prozent der befragten Männer.
  • 41 Prozent empfinden es auch als ihr gutes Recht, Frauen Komplimente zu machen, ihnen nachzuschauen und hinterherzupfeifen.
Gewalt in der Partnerschaft:
  • Mehr als ein Drittel der befragten Männer (34 Prozent) gibt an, dass sie gegenüber Frauen schon mal handgreiflich werden, um ihnen Respekt einzuflößen.
  • Für jeden dritten Mann (33 Prozent) ist es akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht.
Ausblick – Veränderungsdruck auf Männer:
  • Mit 88 Prozent ist die Mehrheit der befragten Männer mit sich und ihrem Männerbild im Reinen und glaubt, so zu sein, wie ein Mann sein sollte.
  • Zugleich empfinden 95 Prozent der befragten Männer Veränderungsdruck.
  • 54 Prozent der Befragten sind bereit, sich aufgrund dieses Drucks weiterzuentwickeln.
  • 38 Prozent möchten diesbezüglich hingegen in Ruhe gelassen werden.
Ausblick – Veränderungsdruck vonseiten der Frauen:
  • 77 Prozent der befragten Frauen haben deutlich höhere Ansprüche an Männer als diese selbst. Sie finden, dass jeder Mann inzwischen wissen sollte, welches Verhalten in Sachen Gleichberechtigung von ihm erwartet wird.
  • Jede Vierte (25 Prozent) fordert deshalb von Männern den Verzicht auf (Macht)Privilegien.
  • Fast genauso viele (26 Prozent) finden gleichzeitig, dass es Männer schwer haben, ihre (neue) Rolle zu finden, und 21 Prozent sind der Ansicht, dass es notwendig und wichtig sei, ihnen dabei zu helfen

Hier geht es zu den kompletten Ergebnissen.

Methode

Plan International Deutschland hat über das Marktforschungsinstitut transpekte und den Online-Panelbetreiber Mo-Web vom 09.03.2023 bis 21.03.2023 eine standardisierte Online-Befragung von 1.000 Männern sowie 1.000 Frauen zwischen 18 und 35 Jahren zu Themen wie Gefühle, Umgang in Beziehungen, Job & Familie, Bewertung anderer männlich gelesener Gruppen, Gewalt sowie Rollenbilder durchführen lassen. Es handelt sich um eine repräsentative Umfrage.

Die Stichproben waren bevölkerungsrepräsentativ nach Altersgruppen (18-24 Jahre, 25-29 Jahre und 30-35 Jahre), nach Bildungsgrad (Menschen mit gar keinem bis Realschulabschluss und mit Abitur oder Hochschulabschluss) und nach den Regionen Nord, Süd, West, Ost aufgebaut.

Die Befragung zeigt insgesamt ein paar methodische Mängel auf, die die Studie und die Ergebnisse der Studie aber unserer Meinung nach nicht grundsätzlich in Frage stellen. moweb research hat angekündigt, die Studie in Kürze zu wiederholen.

www.plan.de