„Vater Staat“ verspricht Sicherheit – viele Studenten zieht es in den öffentlichen Dienst

Deutsche Studenten zieht es in den öffentlichen Dienst: Ein Drittel (32 Prozent) bezeichnet den öffentlichen Dienst als besonders attraktiv für die eigenen beruflichen Pläne. Das sind immerhin zwei Prozentpunkte mehr als noch 2014.

Mit deutlichem Abstand auf Platz zwei und drei folgen die Kultureinrichtungen (23 Prozent) und die Automobilindustrie (22 Prozent). Das zeigt die "EY Studentenstudie 2016".


EY_Logo_Beam_RGBDie unattraktivsten Branchen für die Studenten sind mit jeweils nur drei Prozent Zustimmung die Transport-und Logistik- sowie die Versicherungsbranche – auch 2014 schon landeten sie auf den letzten beiden Plätzen. Am meisten an Attraktivität eingebüßt hat das Gesundheitswesen (einschließlich der Pharmabranche). Nur noch 10 Prozent der Studenten zieht es in diesen Bereich nach 16 Prozent im Jahr 2014.

Insbesondere für Frauen ist der öffentliche Dienst hochattraktiv. Mit 42 Prozent ist er bei weiblichen Studenten der mit Abstand beliebteste Arbeitgeber, gefolgt von Kultureinrichtungen mit 33 Prozent.

Männer hingegen zieht es in erster Linie in die Autoindustrie

30 Prozent bezeichnen sie als besonders attraktiv – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2014 (20 Prozent). Der öffentliche Dienst landet mit 23 Prozent auf dem zweiten Platz in der Beliebtheit bei den männlichen Studenten.

Offenbar erwarten Frauen vom öffentlichen Dienst vor allem Sicherheit und bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf – beide Punkte stehen für Frauen an der Spitze der wichtigsten Faktoren bei der Wahl ihres künftigen Arbeitgebers. 64 Prozent nennen Jobsicherheit als wichtigsten Faktor, 49 Prozent Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch den Männern ist die Jobsicherheit am wichtigsten (62 Prozent), gefolgt von Aufstiegschancen (55 Prozent).

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden rund 3.500 Studenten in 27 deutschen Universitätsstädten befragt.

Für Sicherheit und Work-Life-Balance verzichten Studenten auf hohes Gehalt

Für die Sicherheit eines Arbeitsplatzes und eine gute Work-Life-Balance sind die Studenten offenbar auch bereit, auf viel Gehalt zu verzichten. Als Einstiegsgehalt erwarten die Studenten, die den öffentlichen Dienst besonders attraktiv finden, durchschnittlich „nur“ 36.600 Euro brutto im Jahr. Das sind fast 10.000 Euro weniger als die Erwartungen derjenigen, die in der Autoindustrie arbeiten möchten (45.300 Euro). Im Durchschnitt und über alle Branchen hinweg liegt das erwartete Einstiegsgehalt bei 40.000 Euro.

Öffentlicher Dienst in Ost und West beliebt

Ein vergleichender Blick nach Ost und West zeigt, dass der öffentliche Dienst überall in Deutschland gleichermaßen attraktiv ist: Für 32 Prozent der Studenten in den westlichen Bundesländern und für 31 Prozent in den östlichen Bundesländern ist er der attraktivste Arbeitgeber.

In vielen anderen Branchen ergeben sich hingegen deutliche Unterschiede: So ist für 25 Prozent der Studenten im Westen die Autoindustrie besonders attraktiv, im Osten nur für zehn Prozent. Dafür sind dort die Kultureinrichtungen bei 28 Prozent der Studenten als Arbeitgeber besonders beliebt. Im Westen landen sie mit 21 Prozent der Nennungen immerhin noch auf dem dritten Platz.

Hier zeigen sich offenbar unterschiedliche, historisch gewachsene Strukturen. Während sich im Westen in der Nähe der großen Autokonzerne und des Maschinenbaus exzellente Ingenieursstudiengänge etabliert haben, haben sich in ostdeutschen Universitätsstädten wie Leipzig, Jena oder Erfurt viele attraktive, geisteswissenschaftliche Studiengänge gebildet, die auch zahlreiche westdeutsche Studenten anziehen, so die Macher der Studie.

Geisteswissenschaftler wollen zum Staat – Ingenieure in die Autoindustrie

Deutliche Unterschiede bei den Präferenzen gibt es bei den verschiedenen Studiengängen. Vor allem Geisteswissenschaftler (66 Prozent) und Juristen (45 Prozent) zieht es in den öffentlichen Dienst. Für Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure ist er hingegen kaum ein Thema. Stattdessen bevorzugen die Wirtschaftswissenschaftler Banken (36 Prozent) und die Beratungs- und Prüfungsbranche (29 Prozent), während bei Ingenieuren die Autoindustrie (58 Prozent) und die IT- und Softwarebranche (35 Prozent) am beliebtesten sind.

Für die Studenten mit exzellenten Studienleistungen ist der öffentliche Dienst allerdings deutlich weniger attraktiv. Nur 22 Prozent der Top-Performer zieht es dorthin. 30 Prozent wollen lieber in die Autoindustrie, 27 Prozent bevorzugen die Wissenschaft.

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