Die "MetallRente-Studie" 2016 zeigt: Die "Generation Y" blickt optimistisch in die (nähere) Zukunft und hat weniger Angst vor Altersarmut. Gleichzeitig plagt die Generation aber Zweifel an der privaten Vorsorge und sie spart wenig für das Alter.
Für die Untersuchung hat TNS Infratest Sozialforschung 2.500 junge Leute im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft und über ihre Einstellungen und Strategien zur Altersvorsorge befragt.
Jugendstudie "MetallRente"
In den beiden "MetallRente"-Studien von 2010 und 2013 wurde bereits klar: Die Jungen sind zwar grundsätzlich bereit, für das Alter vorzusorgen, aber nur eine Minderheit verfolgt tatsächlich tragfähige Strategien. Mit der dritten repräsentativen Befragung sind nun konkrete Trendaussagen über einen Zeitraum von sechs Jahren möglich.
"Die Mehrzahl der jungen Leute ist optimistisch, wenn sie an ihre eigene Zukunft denkt", so der Jugendforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, der alle drei Untersuchungen geleitet hat. Die positiven Erwartungen gegenüber den letzten Studien hätten sich gesteigert. Auch die Entwicklung Deutschlands beurteile die junge Generation zunehmend positiv.
"Aber", betont Hurrelmann, "die Generation Y zweifelt immer mehr an der privaten Vorsorge. Nur 35 Prozent aller Jugendlichen sparen regelmäßig für ihre Altersversorgung. Dabei erstaunt der Realitätssinn der jungen Leute. Ihnen ist klar, dass die Vorsorge-Angebote und die jetzigen Rahmenbedingungen kein angemessenes Leben im Alter sichern".
Mit Optimismus in die Zukunft
2016 gehen 73 Prozent der jungen Leute von einer guten persönlichen Entwicklung aus ("sehr gut" 22 %). Damit steigerten sich die positiven Erwartungen gegenüber den letzten Studien. Auch die Entwicklung Deutschlands beurteilt die junge Generation zunehmend positiv: 48 Prozent schätzen sie aktuell als gut ein ("sehr gut" 5 %). 2010 lagen diese Zahlen noch bei 37 ("gut") und 1 Prozent ("sehr gut").
Nur noch 26 Prozent glauben "voll und ganz" ("eher" 34 %), dass die Wirtschaft durch verschuldete Euro-Länder gefährdet ist. 2013 lagen diese Werte noch bei 34 bzw. 43 Prozent. Trotz Krise haben 22 Prozent "voll und ganz" ("eher" 39 %) Vertrauen in den Euro. Auch diese Werte entwickelten sich im Vergleich zu 2013 positiv.
Weniger Angst vor Altersarmut und gleichzeitig Zweifel an der privaten Vorsorge
Das Sparverhalten der jungen Leute ist stabil. Allerdings haben sich die Gründe dafür verschoben. 54 Prozent sparen regelmäßig und 30 Prozent ab und zu (2010: 53 % / 31 %). Die jungen Sparer legen mit 64 % vermehrt Geld für eine Urlaubsreise zur Seite. (2010: 56 %). Auch die Bereitschaft, für Ausbildung und Studium zu sparen, ist höher (2016: 42 % / 2010: 39 %).
Aber nur 35 Prozent aller Jugendlichen sparen regelmäßig für ihre Altersversorgung (2010: 38 %). 49 Prozent sparen überhaupt (regelmäßig oder ab und zu) für das Alter (2010: 55 %). Unter denen, die sparen, (16% sparen überhaupt nicht), sind es 58 Prozent (2010: 66 %). Insbesondere Frauen orientieren sich auf andere Sparziele. Die Bereitschaft, für das Alter zu sparen ist bei ihnen deutlich gesunken (2016: 49 % / 2010: 57 %).
Jugendliche wollen das Leben genießen
Die junge Generation will das Leben zunächst genießen und spart auch deswegen weniger für das Alter. So stieg der Anteil der jungen Sparer, die das "voll und ganz" so sahen, von 45 Prozent im Jahr 2010 auf 50 Prozent im Jahr 2016. Die Gruppe, die "voll und ganz" kein oder kaum Geld für die Altersvorsorge hat, verringerte sich dagegen (2016: 38 % / 2010: 42 %).
Diese Gegenwartsbezogenheit bewertet Hurrelmann als "absolut nachvollziehbar". "Denn die jungen Leute entscheiden sich für Dinge, die ihnen aktuell von Nutzen sind und nicht für etwas, von dem sie nicht wissen, ob es ihnen später tatsächlich hilfreich sein wird". Die Jugendlichen sparten aber nicht nur für den Konsum, sondern auch für Studium und Ausbildung. Ihnen sei klar, dass Bildung Vorteile am Arbeitsmarkt bringe und das Armutsrisiko senke.
Frauen fürchten sich weniger vor Altersarmut
Gleichzeitig sinkt bei jungen Frauen die Angst vor Altersarmut. So haben aktuell nur 34 Prozent der Frauen "voll und ganz" ("eher" 27 %) Angst davor. 2010 lagen diese Werte noch bei 47 bzw. 24 Prozent. Nur 27 Prozent der jungen Männer teilen diese Angst "voll und ganz" ("eher" 23 %). Diese Werte sind im Vergleich zu den vergangenen Studien relativ konstant. Die jungen Leute scheinen ihre Zukunft im Alter pragmatisch und illusionslos zu betrachten. 54 Prozent meinen "voll und ganz" und weitere 33 Prozent "eher", dass sie noch weit über das 65. Lebensjahr hinaus arbeiten müssen.
Die betriebliche Altersversorgung wird beliebter. Zusätzliche Altersvorsorge hat sich bei der jungen Generation nicht etabliert.
Der Anteil der Vorsorgesparer, die sich für die betriebliche Altersversorgung entschieden haben, ist von 31 Prozent (2010) auf 40 Prozent (2016) gestiegen. Dagegen nutzen weniger junge Leute Riester-Produkte oder private Renten- bzw. Lebensversicherungen. So sank allein der Anteil der Altersvorsorgesparer, die „riestern“, von 50 Prozent im Jahr 2010 auf 42 Prozent 2016.
Automatischen Sparregelungen gewünscht
65 Prozent stimmen automatischen Sparregelungen zu. Wenn so eine Sparregel mit einer Ausstiegsmöglichkeit (Opt-out) und einer Bezuschussung kombiniert wird, steigt die Zustimmungsrate sogar auf 89 Prozent.