"Generation Grenzenlos" – so denken junge Menschen über die Deutsche Einheit

Mit der Jahreskampagne "Generation Grenzenlos" will die Hertie-Stiftung nach eigenen Angaben "herausragendes Engagement junger Menschen sichtbar machen" und "andere zum Handeln inspirieren".

Denn 2020 leben fast 25 Millionen Menschen in Deutschland, die die Teilung und das mutige, Grenzen überwindende Engagement vor der Wiedervereinigung nicht selbst miterlebt haben.

"Mein Wunsch für 60 Jahre Deutsche Einheit: Jeder Mensch soll sich in unserer Gesellschaft gleich, fair und respektvoll behandelt fühlen. Um diese gesellschaftliche Einheit zu erreichen, müssen wir schon heute bei uns anfangen und andere dafür sensibilisieren, um ein empathisches Miteinander zu schaffen. Dafür haben wir als junge Generation die Verantwortung", sagt der 28-jährige Orry Mittenmayer aus Marburg.

Er gehört zu den 30 unter 30 der Kampagne "Generation Grenzenlos", die die Gemeinnützige Hertie-Stiftung im Jahr 2020 mit 30 Videoporträts und einem Abschlussvideo begleitet hat, um ihre Ideen, Wünsche und Visionen für die heutige Gesellschaft kennenzulernen und mit ihnen darüber in den Austausch zu kommen. Ende August hat sich die Gruppe in Berlin getroffen und darüber gesprochen: Was denken sie über die Deutsche Einheit? Wo sind heute Grenzen und Hindernisse, die sie überwinden müssen?

Den Riss in unserer Gesellschaft überwinden

"Der Mauerfall war ein großer Wandel, den die Leute aus dem Nichts schultern mussten, der aber auch einen Riss in die Gesellschaft gezogen hat, obwohl das eine Vereinigung sein sollte", sagt Dennis Chiponda, 29 Jahre, aus Leipzig. Der Politikstudent setzt sich bei "Leipzig spricht" dafür ein, dass Menschen aus unterschiedlichen Bereichen miteinander ins Gespräch kommen. Für ihn ist klar, dass der vor 30 Jahren entstandene Riss heute noch immer besteht.

So beim Thema Integration und Rassismus. Der Rapper und Streetworker Matondo Castlo, 27 Jahre, aus Berlin, motiviert Jugendliche mit Migrationshintergrund in Rap-Workshops, selbst etwas aus sich zu machen. Er sagt: "Wir haben der Wiedervereinigung so viel zu verdanken, vor allem, dass wir so vielfältig sind. Wir als Generation Grenzenlos haben die Verantwortung, dass es auch so bleibt".

Demokratie – ein Geschenk, für das es sich zu kämpfen lohnt

Die "Generation Grenzenlos" sieht positiv in die Zukunft, schätzt ein Europa ohne Grenzen mit vielfältigen Chancen, ist sich dennoch bewusst, dass es heute andere Hindernisse gibt und Dinge, für die man kämpfen sollte: "Wir müssen uns immer wieder bewusst machen: Demokratie ist nichts, was uns geschenkt wurde, wir müssen dafür kämpfen, um sie zu erhalten", sagt die 18-jährige Omeima Garci, die in Hamburg wohnt.

Mit Theaterprojekten im Stadtteil Wilhelmsburg weist sie auf gesellschaftliche Missstände hin und klärt politisch auf. Dabei sieht sie sich als Brückenbauerin zwischen Muslimen und Juden. Grenzen einreißen zwischen Gehörlosen und Hörenden, das wiederum ist das Ziel von Annalisa Weyl, 19 Jahre, aus Butzbach. Für sie ist klar, dass jeder Mut und Engagement zeigen muss, um etwas zu verändern: "Es ist wichtig, die heutigen Grenzen in der Gesellschaft zu sehen, aber dass man gleichzeitig den Mut hat, sie einzureißen".

Gemeinsam die Gesellschaft gestalten und dafür kämpfen: Versprochen!

"Ich glaube, wir schaffen es nur, alle Grenzen in unserer Gesellschaft abzubauen, wenn wir – wie in der Generation Grenzenlos – zusammen an Problemen arbeiten und diskutieren, anstatt zu streiten und gegeneinander zu kämpfen", sagt Karoline Jobst, 18 Jahre und Abiturientin aus Krölpa. Ihr Engagement gilt dem Klimaschutz. Dominik Herold, 28 Jahre, aus Frankfurt hat mit Freunden vor zwei Jahren den Frankfurter Demokratiekonvent ins Leben gerufen.

Er sieht für seine Generation klar: "Die Generation Grenzenlos ist ein Versprechen: Wir schauen immer, wo wir weitere Grenzen abbauen müssen, damit wir nicht stehen bleiben. Denn Grenzen werden immer wieder gezogen und müssen immer wieder abgebaut werden".

Generation Grenzenlos – die Jahreskampagne zu 30 Jahre Deutsche Einheit

Inklusion, Rassismus, Klimawandel, sexuelle Vielfalt oder Ehrenamt in der Feuerwehr – die Themenvielfalt von "Generation Grenzenlos" ist so heterogen wie die 30 Menschen. Sie kommen aus allen Teilen der Republik, sind zwischen 16 und 29 Jahren alt. Alle haben das geteilte Deutschland nicht selbst erlebt, sondern sind in einem grenzenlosen Europa aufgewachsen. Von Februar bis Oktober 2020 stand jede Woche ein anderer junger Mensch mit seinen Aktivitäten im Mittelpunkt des Instagram-Kanals der Kampagne.

Mit einem Video-Porträt, Umfragen und Online-Aktionen ist zwischen ihnen und den Usern eine starke Community von fast 5.000 Usern entstanden, die sich über aktuelle Themen austauschen. "Wir haben engagierte und inspirierende Persönlichkeiten kennengelernt, die schon heute mit ihren Vereinen und Aktivitäten sehr viel in ihrem Umkreis verändert haben", sagt Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung für den Bereich "Demokratie stärken".

Kanäle der Generation Grenzenlos:

www.generation-grenzenlos.de

Instagram GenerationGrenzenlos: https://www.instagram.com/generationgrenzenlos/

Die 30 Video-Porträts auf YouTube: https://www.youtube.com/playlist?list=PLKUVnnePf0bOEqnG9WheX46X0P8joQzL4

Abschlussvideohttps://youtu.be/JR4cBPjkduI

Über die Jahreskampagne "Generation Grenzenlos"

Mit der Jahreskampagne "Generation Grenzenlos" will die Hertie-Stiftung nach eigenen Angaben "herausragendes Engagement junger Menschen sichtbar machen und andere zum Handeln inspirieren". Denn 2020 leben fast 25 Millionen Menschen in Deutschland, die die Teilung und das mutige, Grenzen überwindende Engagement vor der Wiedervereinigung nicht selbst miterlebt haben: Wenn sich viele für eine Sache einsetzen, ist plötzlich alles möglich! In diesem Sinne schlägt die Hertie-Stiftung "eine Brücke von 1989 in die Zukunft, um für die deutsche Einheit zu begeistern, die Atmosphäre für einen toleranten Umgang zu fördern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken".

 

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