Jeder zweite junge Deutsche engagiert sich ehrenamtlich

49 Prozent der 15- bis unter 30-Jährigen engagieren sich in der Freizeit für soziale oder politische Ziele. Am häufigsten sind sie in einem Verein, etwa für Sport, Kultur oder Musik, ehrenamtlich tätig. 14 Prozent betätigen sich dort ehrenamtlich, neun Prozent bei einer Feuerwehr, sieben Prozent in einer Bürgerinitiative und je sechs Prozent bei Hilfsorganisationen wie Greenpeace oder Fridays For Future.

Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie "Flexkultur in Deutschland", für die im August 2022 insgesamt 3.000 Deutsche im Alter von 15 bis 30 Jahren im Auftrag von Baulig Consulting befragt wurden.

Das ehrenamtliche Engagement steigt laut Studie mit höherem Einkommen: Vor allem Menschen mit Monatseinkommen ab 2.000 Euro engagieren sich bei der freiwilligen Feuerwehr, Greenpeace und Co. Während sich nur 37 Prozent derjenigen mit weniger als 100 Euro aktiv beteiligen, sind es bei denjenigen mit 2.000 bis 4.000 Euro verfügbarem Einkommen schon 64 Prozent. Mit hohem Einkommen werden Feuerwehr, Rettungsdienst, Bürgerinitiative und Hilfsorganisationen beliebter. Beispielsweise sind 19 Prozent derjenigen mit mehr als 4.000 Euro Einkommen in der freiwilligen Feuerwehr oder bei einem Rettungsdienst, im Schnitt dagegen neun Prozent.

"Die Generation Z ist besser als ihr Ruf. Vor allem während der Corona-Krise haben die jungen Deutschen gelernt, dass sie gemeinsam stärker sind und wie wichtig Vereine, Feuerwehr und Gesundheitssystem sind. Sie haben ältere und schwächere Menschen geschützt und Rücksicht genommen und dadurch das Gefühl für Gemeinschaft und Demokratie gestärkt", sagt Markus Baulig, Geschäftsführer bei Baulig Consulting.

Politik ist spannend für junge Deutsche

Nicht nur Soziales, auch die Politik hat ihren Reiz für die 15- bis 30-Jährigen. Knapp drei Viertel der jungen Deutschen interessieren sich für Politik, nur sieben Prozent haben daran überhaupt kein Interesse. Jeder Fünfte ist sogar sehr begeistert von Politik. Junge Männer (27 Prozent) sind dabei häufiger stark politisch interessiert als junge Frauen (16 Prozent). Berufstätige (78 Prozent) sind engagierter als Schüler und Studenten (71 Prozent). Ein Hang zum "Flexen", dem Prahlen mit geldbezogenen Dingen, ist ebenfalls kein Hindernis: 80 Prozent derjenigen, die Wert auf Statussymbole legen, interessieren sich für Politik, aber nur 69 Prozent der anderen.

Politik begeistert, aber kein Parteibuch kann die Jugend so richtig überzeugen. Nur zwei Prozent gehören einer Partei an oder engagieren sich dort. Das Engagement steigt jedoch mit dem Einkommen, ab 2.000 Euro verfügbarem Einkommen sind sieben Prozent in einer Partei. Die Mehrheit der 15- bis 30-Jährigen sortiert ihre politische Anschauung in der Mitte ein: 63 Prozent entscheiden sich für eine relativ neutrale Einstellung. 16 Prozent sind eher links und 12 Prozent eher rechts orientiert. Junge Männer (16 Prozent) sind öfter rechts einsortiert als Frauen (8 Prozent). Eine linke Ausrichtung ist bei Akademikern (21 Prozent) und Nicht-Berufstätigen vorherrschend (22 Prozent).

Begeistert für Wirtschaft: BWL, VWL und Co. sind beliebteste Studienfächer

"Unternehmen müssen die sozialen Ziele der jungen Deutschen in ihrer Firmenstrategie aufgreifen, wenn sie die gut ausgebildeten Bewerber für sich begeistern wollen", erklärt der 27-jährige Baulig. "Junge Menschen stehen selbstbewusst für ihre Meinung ein. Darum wird es wichtiger, ihnen in Schule und Studium die Möglichkeiten der Verwirklichung ihrer Ideen und des Unternehmertums deutlicher aufzuzeigen und zu ermöglichen."

Das Interesse an Ökonomie ist bereits vorhanden bei den 15- bis 29-Jährigen: Jeder fünfte junge Deutsche hat für sein Studium die Wirtschaftswissenschaften gewählt. Das macht BWL, VWL und Co. zu den populärsten Fächern bei jungen Deutschen. Doch auch MINT-Fächer sind beliebt – vor allem Informatik, Computer Science und Mathematik. Diese Disziplinen haben sich 17 Prozent der jungen Deutschen ausgesucht. Komplettiert wird die Top 3 von den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften (14 Prozent).

Die Wirtschaftsfächer in der Praxis bei beiden Geschlechtern gleichmäßig beliebt: 20 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer wählen Betriebswirtschaft und Co. Auch Jura- und Medizin-Studienplätze sind unter den Geschlechtern nahezu gleichverteilt. In anderen Fächern bestehen jedoch weiterhin die alten Klischees: Während jeder vierte Student Informatik wählt, ist es bei den Studentinnen nur jede zehnte. 17 Prozent der jungen Männer, aber nur neun Prozent der Frauen studieren Ingenieurswissenschaften oder haben diesen Abschluss. Andersherum ist es bei Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften: Hier sind 19 Prozent der jungen Frauen, aber nur zehn Prozent der Männer eingeschrieben.

Über die Studie

Für die Studie "Flexkultur in Deutschland" wurden im Auftrag von Baulig Consulting bundesweit 3.000 deutschsprachige Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 30 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ nach Geschlecht, Alter und Bundesland. Das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) hat die Umfrage im August 2022 online durchgeführt.

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