Comics sind mehr als Donald Duck und Superhelden. Sie sind in den unterschiedlichsten Genres zuhause: als Literaturadaption, Autobiographie, Horrorgeschichte, Avantgardekunstwerk, politische Reportage und vieles mehr….Jetzt erleben Comics ein Comeback.
Von Sebastian Zahn
Beschreibung des Comics
Die Bezeichnung Comic steht für einen Gattungsbegriff oder Sammelbegriff, z. B. wie der „Film“ oder die „Literatur“. Comics werden je nach Land unterschiedlich bezeichnet bzw. definiert. So heißen Comics in Frankreich „Bande Dessinée“ oder kurz BD. Übersetzt heißt das nichts anderes als „gezeichneter Bildstreifen“. Die Chinesen bezeichnen Comics als „Lien-Huan Hua“, was so viel bedeutet wie „Kettenbilder“. Also sehr ähnlich dem französischen Comicbegriff.
Der bekannte Begriff für Comics aus Japan „Manga“ setzt sich aus zwei Schriftzeichen zusammen. Dem Schriftzeichen „man“ gelesen und dem Schriftzeichen „ga“ gelesen. „Man“ steht für impulsiv, spontan d. h. für Übertreibungen. „Ga“ steht für Bild.
In Italien werden weder Bildstrukturen noch inhaltliche Aspekte berücksichtigt. Im italienischen heißen Comics „fumetti“. Der Begriff bezieht sich auf die Sprechblasen, da diese wie Rauchwolken aussehen bzw. wirken.
Die typischen Merkmale eines Comics
Ein Comic bedient sich zwei Zeichensystemen, dem Bild und der Sprache. Der Text ist also in der Zeichnung integriert. Der Leser interpretiert dieses Zeichensystem mit Hilfe von Einzelbildern. Das Einzelbild wird in einem Panel präsentiert. Die unterschiedlichen Bilder im Panel sind durch Panelgrenzen voneinander getrennt. Die typischen Kästen im Comic. Die zwischen Räume der Panelgrenzen werden „gutter“ genannt. Das sind weiße Flächen, die dem Leser zeigen, dass verschiedene Erzählmomente nebeneinander stehen. Die Aufgabe des Lesers ist es, eine Verbindung zwischen den Panels herzustellen.
Die Sprechblase ist der gedruckte Dialog der Figuren. Das denken wird durch Gedankenblasen (Wölkchen) gekennzeichnet. Erzählender und beschreibender Text wie in Textblöcken, meist am oberen Panelrand, eingebunden.
Die Comicseite oder Metapanel ist die übergeordnete Struktur, die alles zusammenhält. Der Comic muss dabei zwei Aspekten gerecht werden. Einem erzählerischen und einem gestalterischen.
Gelingt es dem Comiczeichner beide Aspekte zu verbinden, also die einzelnen Momente gekonnt zu verketten, entsteht ein guter Comic. Aus diesem Grund wird der Comic auch als „sequenzielle Kunst“ bezeichnet. Das ist erst möglich, wenn der Comic mindestens zwei stehende Bilder aufweist.
Der Comic heute
Der Comic hat sich breit aufgefächert. Es sind viele verschiedene Genres und damit Spielarten entstanden. Neben den etablierten Superheldencomics, Funnyserien, Historiencomics und Heroiccomics haben es auch Sachcomics, Autobiographien, Literaturadaptionen und Horrorgeschichten in den Mainstream geschafft. Nicht zuletzt auf Grund einer geänderten Begrifflichkeit. So hat sich neben der Bezeichnung „Manga“ auch die Bezeichnung „Graphic Novel“ für einen Comic durchgesetzt.
Die Bezeichnung „Graphic Novel“ soll dabei ein älteres Publikum ansprechen und vor allem auf romanhafte Erzählungen verweisen. Dafür konzentriert sich die „Graphic Novels“ auf autobiographische Comics, Comic-Reportagen und Literaturadaptionen. Besonders zu empfehlen sind dabei folgende Künstler:
- Lewis Trondheim mit „Herrn Hases haarsträubende Abenteuer“
- David B und Christophe Blain mit „Der Hop-Frog Aufstand“
- Joann Sfar mit „Die Katze des Rabbiners“
- Manu Larcenet mit „Der alltägliche Kampf“
- Ed Brubaker mit „Criminal“
Die Änderung der Begrifflichkeit hat auch dazu geführt, dass sich immer mehr Feuilletons der großen Zeitungen mit Comics auseinandersetzen. Einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Comics leistet dabei der Comic-Salon Erlangen, seit 1984 mit jährlich ca. 25.000 Besuchern.
Comics sind wieder erfolgreich weil…
Im 21. Jahrhundert ist das Visuelle so dominant wie nie, vergleicht man den Erfolg der Portale Instagram, YouTube und Vine. Blei- und Textwüsten sind längst nicht mehr gefragt. Ein Beitrag ohne Bild ist kein erfolgreicher Beitrag.
Der Comic fügt sich in diesen Wandel optimal ein. Er ist zeitgemäß auf Grund seiner statischen Einzelbilder, die ein Gegengewicht zum dynamischen Bildstrudel von YouTube darstellen. Diese neue Bildkultur verhilft dem Comic in erster Linie zur Wiederauferstehung.
Auch das Netz tut viel für Comics. So erfreuen sich digitale Comics und Webcomics großer Beliebtheit. Der Vorteil liegt auf der Hand. Die Comics können von den Autoren/Zeichnern schnell veröffentlicht werden, es muss nicht gedruckt werden, es gibt keinen Händler und der Autor/Zeichner hat direkten Kontakt zu seinen Fans.
Bei der Darstellung im Netz wird auf die vier Panel-Darstellung zurückgegriffen. Diese war typisch für Zeitungen und ist schon seit 100 Jahren im Gebrauch. Eines der bekanntesten Webcomics ist die „Wormworld Saga“ von Daniel Lieske.
Lust auf Comics?
Wer Lust auf Comics bekommen hat, sollte nicht den „Gratis Comic Tag“ verpassen. Jedes Jahr im Mai gibt es Gratis-Comics. Comicverlage haben für den Tag Comichefte produzieren lassen, die sie kostenlos an Comicfans verteilen. Das besonders Tolle ist die große Auswahl. Sie reicht von Mangas, zu Superhelden, zu frankobelgischen Comics, Independent-Titeln bis hin zu Disney-Titeln. Manche Comichändler veranstalten darüber hinaus noch Ausstellungen, Signierstunden, Wettbewerbe und vieles mehr. Vorbeischauen lohnt sich also auf jeden Fall.