DAK-Studie: Wenn das Elternhaus krank macht

Neuer Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit untersucht Familiengesundheit mit Daten von fast 600.000 Jungen und Mädchen

Karies, Übergewicht, Sprachstörungen – bei diesen Diagnosen gibt es enge Zusammenhänge zwischen Elternhaus und Kindergesundheit. In Familien mit niedrigem Bildungsstatus sind Jungen und Mädchen bis zu dreimal häufiger von bestimmten Erkrankungen betroffen als Kinder akademisch gebildeter Eltern. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit, für den die Krankenkasse Versichertendaten von fast 600.000 Kindern und 430.000 Eltern ausgewertet hat.

Laut Studie sind 90 Prozent aller Kinder wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Jedes vierte Kind ist körperlich und jedes zehnte psychisch chronisch krank. Für die Versorgung aller Minderjährigen gibt die Kasse im Jahr 527 Millionen Euro aus. Die Hälfte der Kosten entfiel auf nur drei Prozent der versicherten Kinder.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit untersuchte die Universität Bielefeld umfassend die Gesundheitssituation der Kinder und Jugendlichen. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Zusammenhang von Eltern- und Kindergesundheit. "Wir leisten mit dem Report Pionierarbeit und machen uns stark für Kindergesundheit", sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. "Wir wollen die gesundheitliche Situation von Kindern besser verstehen und sie verstärkt in die politische Diskussion rücken."

Die häufigsten Erkrankungen im Kindesalter sind Atemwegserkrankungen
DAK-Studie: Wenn das Elternhaus krank macht

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Mehr als die Hälfte (57 Prozent) aller Jungen und Mädchen hatte beispielsweise eine Erkältung oder Bronchitis. Es folgen Infektionskrankheiten (37 Prozent), Augenerkrankungen (30 Prozent), psychische Leiden (26 Prozent) und Hauterkrankungen (25 Prozent). Die DAK-Studie zeigt klare Zusammenhänge zwischen dem Bildungsstatus der Eltern und dem Gesundheitszustand ihrer Kinder. "Wenn das Elternhaus krank macht, hängt die Diagnose der Kinder oft mit dem Lebensstil von Mutter oder Vater zusammen", sagt Andreas Storm. "Die gesundheitliche Ungleichheit zwischen den Familien ist größer als gedacht. Es gibt nachweislich erhöhte Risiken für benachteiligte Kinder."

Die Unterschiede je nach Bildungsstatus der Eltern werden zum Beispiel bei Adipositas deutlich

Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss sind im Alter zwischen fünf und neun Jahren bis zu 2,5-mal häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Kinder von Akademikereltern. Laut DAK-Report haben von 1.000 Kindern bildungsarmer Eltern 52 ein krankhaftes Übergewicht — bei Akademikerkindern sind es nur 15 Jungen und Mädchen von 1.000. Bei Zahnkaries gibt es in bildungsarmen Familien 2,8-mal so viele Fälle wie beim Nachwuchs von Akademikern. Bei Entwicklungsstörungen wie Sprach- und Sprechproblemen sind Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss 45 Prozent häufiger betroffen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Verhaltensstörungen wie der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) mit einem Unterschied von 44 Prozent.

Die DAK-Studie zeigt ferner den Einfluss des sozioökonomischen Familien-Hintergrundes auf die Art der Gesundheitsversorgung. Kinder bildungsarmer Eltern haben bis zu 68 Prozent mehr Krankenhausaufenthalte und bekommen bis zu 43 Prozent mehr Arzneimittel verschrieben als Kinder von Eltern mit hohem Bildungsabschluss. Im direkten Vergleich haben die Bildungseinflüsse der Familie deutlich größere Auswirkungen auf die Kindergesundheit als zum Beispiel Einkommensunterschiede.

Zusammenhänge mit bereits in der Familie vorliegenden Gesundheitsproblemen

Kinder suchtkranker Eltern sind nach der Untersuchung besonders gefährdet. Sie müssen häufiger ins Krankenhaus oder zum Arzt und bekommen mehr Arzneimittel verschrieben als unbelastete Kinder. Laut DAK-Report ist der Anteil von psychischen Erkrankungen bei Kindern aus Suchtelternhäusern stark erhöht. Bei ihnen sind Depressionen um 80 Prozent häufiger als bei unbelasteten Kindern, ADHS um 70 Prozent und Schulangst um 50 Prozent. Acht Prozent aller DAK-versicherten Kinder hatten 2016 mindestens einen Elternteil mit einer ärztlich behandelten Suchterkrankung.

Die DAK-Gesundheit wird parallel ihre Prävention an Schulen intensivieren. So soll die Präventionskampagne "fit4future" mit der Cleven-Stiftung mit bislang 2.000 teilnehmenden Grundschulen und 600.000 Schülern ausgeweitet werden. Außerdem bietet die Kasse für Eltern im Internet neue Kurse zu den Themen Ernährung und Fitness an. Infos dazu gibt es unter: www.dak.de/dakonlinecoaching