Soziale Medien und Selbstinszenierung

Ein neues Profilfoto. Das Bild wird auf Instagram hochgeladen. Aber vorher noch schnell einen nostalgischen Sepia-Filter über das Bild legen. In der ersten Stunde 50 Mal geliked. Ein großartiges Gefühl. Ein Gruppenbild, Partyabend und die Versicherung an alle Follower da draußen: Das war ein wunderschöner Abend und ich war dabei!

Diejenigen, die aktiv in den sozialen Medien unterwegs sind, haben mit der Zeit herausbekommen, welche Posts und welche Bilder besonders gut ankommen. Dabei haben Twitter, Facebook und Instagram ihre ganz eigenen Regeln.

Von Sebastian Zahn

Auf jeden Fall besonders wichtig: Originalität, Humor und massenhaft Selfies. Wenn ein Bild oder ein Text-Post mal nicht so gut ankommt, lässt es sich schnell wieder löschen. Schließlich soll das eigene Profil im Sozialen Netzwerk vor Perfektion überschäumen. Da stört ein Post mit nur einem Like.

Inszenierung der Inszenierung in den sozialen Medien

Das Perfektionieren des eigenen Profils ist ein Spiel. Die meisten, die die sozialen Medien nutzen wissen das und können sich von ihrem Social-Media-Ich differenzieren.

Die Inszenierung wird dann zum Problem, wenn es sich zur Gefallsucht steigert. Wenn nur die Posts zählen, die die aufregenden Aspekte des Lebens darstellen, d. h. die für andere aufregenden Aspekte des Lebens.
Doch was ist, wenn nicht der Bangee jumping-Sprung aufregend ist, sondern der Besuch im Museum? Posts die sich nicht mit den eigenen Überzeugungen decken und nur für Facebook-Freunde gepostet werden. Wie lange kann man dabei noch man selber sein? Eine Frage, die nur in Zusammenhang mit der eigenen Persönlichkeit und natürlich der eigenen Medienkompetenz beantwortet werden kann.

Identität als Problem

Und daran schließt sich die nächste Frage an. Was ist Identität in den sozialen Medien? Keine einfache Frage. Der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Baumann stellt fest, dass Identität nur als Problem existiert (Baumann, 1997, S. 134.). Immer dann, wenn man nicht sicher ist wohin man gehört, versucht man an die eigenen Identität zu denken und an ihr zu arbeiten. Das besonders Heikle dabei: Wie kann ein sich einordnen in die Vielfalt der Verhaltensstile und Muster aussehen? Denn gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass die Leute um einen herum die Einstellung als richtig und angemessen akzeptieren.

Die Unsicherheit der Identität

Der Aspekt der Unsicherheit, der bei der kurz angerissenen Identitätssuche durchscheint ist sicherlich essentiell. Gerade bei der Betrachtung der Generation Y.

Eine Unsicherheit, auf Grund der unendlichen Möglichkeiten und Variationen. Sich dabei nicht selbst zu verlieren, scheint keine leichte Aufgabe zu sein. Denn gerade durch die Selbstinszenierung wird die Voraussetzung erfüllt mit den einzelnen „Freunden“ auf Facebook, Instagram und Twitter in Kontakt zu bleiben. Die, wie Baumann beschreibt, die Rückkopplungsmechanismen sind für die eigene Identität. Ohne Selbstinszenierung verschwände man in einem bedeutungslosen Raum.

Selbstinszenierung und Authentizität

Selbstinszenierung in den sozialen Medien versucht dabei eine Authentizität zu erschaffen, die absurd ist. Was also tun? Wie den Spagat meistern zwischen der realen und der digitalen Welt?

Totale Entsagung ist keine Alternative und auch nicht der Selfie-Selbstentblößungswahn einer Miley Cyrus. Aber vielleicht eine ganz einfache. Abschalten.

Die Medienkompetenz und die Reflektionsfähigkeit stärken durch eine Social-Media-Auszeit. Einfach mal Wandern gehen und das Handy ausgeschaltet lassen. Keine Bilder-Posts, keine Text-Posts, keine Geo-Markierungen.

Authentizität bedeutet ja auch bei sich selbst sein. Also Ruhe einkehren lassen im Karussell der Aufmerksamkeit. Also sich einfach eine frische Buttermilch schnappen und zusehen, wie die Sonne hinter den Bergen untergeht. Vielleicht findet man, wenn man nur weit genug gewandert ist, auch wieder zu sich selbst zurück.

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