Deutsche Unternehmen bringen ständig neue Produkte auf den Markt, doch laut dem "Industrie-Monitor" scheitern mehr als 60 Prozent der Innovationen.* Zusätzlich ist vor allem die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Mittelständler bedroht, da sie sich zu wenig innovationsfreudig zeigen – das zeigt eine Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung.**
Wird vielleicht am Konsumenten vorbeientwickelt? Diese Frage haben sich die Marktforschungsplattform Appinio und die Innovationsagentur Facts and Stories gemeinsam gestellt und Antworten bei den Konsumenten gesucht.
Für die Studie "Konsumentenzentrierte Produktinnovation" wurden 1.005 Deutsche zwischen 16 und 65 Jahren im Oktober 2019 bevölkerungsrepräsentativ befragt. Appinio und Facts and Stories untersuchte unter anderem die Einschätzung des Innovationspotenzials verschiedener Unternehmenstypen, die Bereitschaft von Konsumenten bei der Produktentwicklung mitzuwirken (Customer-Co-Creation) sowie die ideale Zusammensetzung von Innovationsteams aus Verbrauchersicht.
Die gesamten Studienergebnisse haben Appinio und Facts and Stories in einem 50-seitigen Report zusammengefasst. Interessierte können den Report zu Studie "Konsumentenzentrierte Produktinnovation" unter Angabe von Kontaktdaten herunterladen.
Wo kommen die besten Ideen her? Innovationspotenzial nach Unternehmenstyp
Konsumenten nehmen den deutschen Mittelstand als wenig innovativ wahr. Nur jeder vierte Deutsche (26 Prozent) findet, dass Mittelständler am besten neue Produkte entwickeln können. Besonders die 16- bis 24-Jährigen trauen mittelständischen Unternehmen wenig Innovationspotenzial zu. In den Augen der Verbraucher können Start-ups (49 Prozent) und internationale Konzerne (30 Prozent) am besten Produktneuheiten entwickeln.
Zu mehr Innovation und Erfolg dank konsumentenzentrierter Innovation: Konsumenten sind offen für Co-Creation
B2B-Studien wie "Innovative Millieus. Die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen" der Bertelsmann Stiftung zeigen, dass Unternehmen mit Innovationsfokus auch größere Markterfolge verzeichnen.**
Dem Mittelstand fehlt es jedoch häufig an einer ausgeprägten Innovationskultur. Laut der Studie müssen die Unternehmen in die digitale Transformation und ihre Innovationsfähigkeit investieren. Ein Schlüssel zur Steigerung des Innovationspotenzials kann der Konsument sein.
Die Studie von Appinio und Facts and Stories zeigt, dass acht von zehn Verbrauchern (82 Prozent) generell bereit wären, einem Unternehmen bei der Entwicklung eines neuartigen Produkts zu helfen, sei es durch Befragungen oder Teilnahmen an Workshops. Seitens der Konsumenten ist also eine starke Mitmachbereitschaft zu verzeichnen. Je offener die Menschen generell gegenüber Innovationen sind, desto eher helfen sie auch bei der Entwicklung mit.
Customer-Co-Creation: In diesen Produktentwicklungsphasen wollen Konsumenten mitreden
Im Entwicklungsprozess, den ein Produkt durchläuft, sind die für Customer-Co-Creation aufgeschlossenen Konsumenten am meisten daran interessiert, Prototypen oder erste Produktversionen auszuprobieren (65 Prozent). Besonders die 18- bis 24-Jährigen können sich dafür begeistern. Auf Rang zwei liegt mit 41 Prozent die Namensfindung für ein Produkt, wobei Frauen dafür besonders affin sind. Auf Platz drei (40 Prozent) landet die Weiterempfehlung eines Produkts nach der Markteinführung. Frauen testen und empfehlen dabei lieber als Männer.
Die frühen Phasen der Produktentwicklung landen auf den hinteren Rängen der Beliebtheitsskala für Customer-Co-Creation, wie die Ideenfindung für Produktneuheiten (37 Prozent) und die Ausarbeitung von Produktkonzepten (30 Prozent). Schlusslicht bildet das Produktdesign (20 Prozent), möglicherweise weil die Umfrageteilnehmer dafür mehr Fachwissen voraussetzen.
Food, Home Interior und Beauty am beliebtesten für Customer-Co-Creation
82 Prozent der befragten Konsumenten wären generell breit, Unternehmen bei der Produktentwicklung zu unterstützen. Stellt sich die Frage, in welchen Bereichen bzw. für welche Art von Produkten und Dienstleistungen. Die Umfrageteilnehmer, die für Customer-Co-Creation aufgeschlossen sind, wollten in der Umfrage aus 16 Branchen maximal fünf auswählen. Dabei fällt auf: Konsumenten wollen am ehesten bei der Entwicklung für Produkte und Dienstleistungen mitwirken, die ihre eigene Lebenswirklichkeit stark betreffen.
Aus 16 Branchen sind die Top 5: Lebensmittel (41 Prozent), Wohnen und Einrichtung (32 Prozent), Körperpflege und Kosmetik (30 Prozent), Gesundheit und Sport (28 Prozent) sowie Tourismus und Freizeit (26 Prozent). Technologien (24 Prozent), Smart Home und IOT (22 Prozent), Mobilität und Automobil (22 Prozent) sowie Medien und Werbung (20 Prozent) landen im Mittelfeld. Auf den hinteren fünf Rängen mit Werten unter 16 Prozent befinden sich IT & TK; Immobilien; Logistik; Banken, Versicherungen und Finanzen sowie Personalmanagement. Im Geschlechtervergleich fallen verschiedene Interessen auf: Frauen unterstützen lieber bei Lifestyle-Produkten, Männer im Bereich Tech.
Produktinnovationen funktionieren nur, wenn Unternehmen den Menschen, also den Kunden oder Nutzern, eine zentrale Rolle und ein Mitspracherecht zukommen lassen. Das glauben nicht nur kundenzentrierte Unternehmen, sondern auch die Verbraucher selbst. Sechs von zehn Befragten (59 Prozent) geben an, dass ein Konsument in einem Produktentwicklungsteam dabei sein muss. Jeder Fünfte (18 Prozent) hält ihn sogar für unverzichtbar. Wichtiger als ein Verbraucher wird nur noch ein "kreativer Kopf" (79 Prozent) eingeschätzt. Jeder Zweite hält einen "Visionär wie Steve Jobs" für bedeutsam. Danach folgen ein "IT-Profi" (44 Prozent), ein "Psychologe mit tiefem Menschenverständnis" (27 Prozent) und ein "Genie à la Einstein" (21 Prozent).
Die gesamten Studienergebnisse haben Appinio und Facts and Stories in einem 50-seitigen Report zusammengefasst. Interessierte können den Report zu Studie "Konsumentenzentrierte Produktinnovation" unter Angabe von Kontaktdaten herunterladen.
Zitierte Fremdquellen:
*Industrie-Monitor: Innovation 2016, Staufen AG
**Bertelsmann Stiftung: Innovative Millieus. Die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen
Grafiken: © appinio/ Facts and Stories