Wie gehen deutsche Familien mit Krisen um?

Die ELTERN-Studie "Kinder.Krise.Kraft!" zeigt, was Familien in Krisenzeiten bewegt und was ihnen Halt gibt.

Familien hatten es nicht leicht in den letzten Jahren. Wie geht es ihnen 2022? Was brauchen sie? Was sind ihre größten Kraftquellen? Was bringt die Familien ins Wanken? Was richtet sie wieder auf? Das zeigen die Antworten der 1.049 Mütter und Väter, die an der Befragung, die "ELTERN" gemeinsam mit dem Forschungsinstitut mindline media durchgeführt hat, teilgenommen haben.

Jeder Zweite (49%) gibt demnach an, sich heute mehr Sorgen zu machen als noch vor zwei oder drei Jahren. Die Verunsicherung unter den Eltern ist insgesamt groß, vor allem bei den Themen Krieg (75%), wirtschaftliche Entwicklung (73%) und Zukunftschancen der eigenen Kinder (71%).

Die zentralen Ergebnisse der Studie:

Corona, Krieg und Finanzen: Mütter sind stärker verunsichert als Väter

Jeder Zweite (49%) gibt an, sich heute mehr Sorgen zu machen als noch vor zwei oder drei Jahren. Die Verunsicherung unter den Eltern ist insgesamt groß, vor allem bei den Themen Krieg (75%), wirtschaftliche Entwicklung (73%) und Zukunftschancen der eigenen Kinder (71%) gaben Eltern an, sie seien stark oder sehr stark verunsichert. Die Corona-Pandemie tritt dabei mit 41% der Nennungen fast schon in den Hintergrund.

Das vergangene Jahr scheint besonders bei den Müttern Spuren hinterlassen zu haben. Sie sind verglichen mit den Vätern, allgemein stärker verunsichert. Das gilt besonders bei den Themen Zukunftschancen der Kinder (77% Mütter vs. 65% Väter), persönliche finanzielle Lage (67% vs. 56%) und Pandemie (46% vs. 35%). Die Befragung zeigt aber auch: Der Blick fürs Positive hat sich geschärft. So sagen 43% der Befragten im Vergleich zu vor zwei, drei Jahren wissen sie nun mehr zu schätzen, wie gut es ihnen geht. Ebenso viele empfinden den Zusammenhalt in der Familie als noch wertvoller.

Größte Verunsicherung in Familien mit Haushaltsnettoeinkommen von unter 2000 Euro

Durchweg am größten ist die Verunsicherung der Eltern in Familien mit einem Haushaltseinkommen von unter 2000 Euro netto. Sie sorgen sich am meisten um die persönliche finanzielle Lage (82%), aber auch andere Themen verunsichern diese Eltern stärker, etwa wenn es um die Zukunftschancen der Kinder geht (78%) oder um Engpässe bei der Versorgung (68%), etwa mit Blick auf Lebensmittel. Niedriges Einkommen ist also ein Risikofaktor für Wohlbefinden.

Familien-Kraftquelle: Rituale und soziale Kontakte

Rituale geben 49% der Familien gerade auch in schwierigen Situationen Kraft. Davon essen 83% täglich gemeinsam, 76% unternehmen gemeinsame Ausflüge, 68% pflegen Zubettgeh-Rituale. Die allerwichtigste Ressource ist allerdings Nähe, Kontakt und Intimität mit den Liebsten. Und so herausfordernd das Familienleben sein kann, Kindern geben ihren Eltern auf der anderen Seite auch viel Kraft. Das sagen immerhin 79% aller Befragten (84% der Mütter, 73% der Väter). Ebenso ist die Partnerschaft für 62% ein stärkender Faktor. Männer und Frauen scheinen aus unterschiedlichen Quellen Kraft zu schöpfen. Für Mütter sind das soziale Umfeld und Familien-Rituale bedeutsamer, Väter wiederum stärken ein sicherer Job, Hobbys und Sport mehr.

Eltern wünschen sich von Politik mehr Rückendeckung

Wer Krisen bewältigen muss, kann Hilfe gut gebrauchen. Deutlich mehr Rückendeckung wünschen sich die Eltern. Große Bedeutung hat dabei die finanzielle Versorgung. Knapp drei Viertel der Befragten (73%), die finden, dass Eltern mehr unterstützt werden müssten, wünschen sich mehr Geld für Familien. Ebenfalls oben auf der Wunschliste: mehr Flexibilität im Job (69%), mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Eltern und Kindern (69%) und mehr Rücksicht vom Arbeitgeber für berufstätige Eltern (67%).

Eltern wünschen sich eine Politik und eine Arbeitswelt, die Familien stärkt. Für ihre Kinder wünschen sie sich, dass sie gut eingebettet sind in das soziale Gefüge, in das sie hineinwachsen und das ihnen später im Leben selbst Halt geben könnte. Denn ein starkes Selbstbewusstsein (66%), eine gute Bildung (62%) und Vertrauen in den Rückhalt der Familie (60%) sind die drei wichtigsten Dinge, die Eltern ihren Kindern mitgeben möchten. Mit etwas Abstand folgen gute Umgangsformen (49%), Optimismus (46%), Toleranz (40%) und Einfühlungsvermögen (38%). Erstaunlich: Durchsetzungsstärke spielt mit 28% eher eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist sie Vätern wichtiger als Müttern.

Kitabetreuung – wichtiger Faktor zur Unterstützung, aber 81% finden es für die Bindung eher wichtig, dass zumindest in den ersten Jahren ein Elternteil beim Kind bleibt

Die Befragung zeigt, dass Kita, Schule und Hort eine wichtige Stütze sind und für Familien unentbehrlich. 85 Prozent der Eltern sagen, eine verlässliche Kinderbetreuung sei notwendig, um den Familienalltag überhaupt stemmen zu können. Fast alle Eltern (94%) finden, Kinder brauchen Kita, Schule und Hort, um Sozialverhalten zu lernen. Gleichzeitig – und das ist wirklich überraschend – sagen acht von zehn Befragten, dass sie der Aussage "Für die Bindung ist es wichtig, dass zumindest ein Elternteil in den ersten zwei, drei Jahren beim Kind bleibt." zustimmen. Und ebenfalls 81 Prozent sind der Meinung "Kita ist wichtig, aber nicht den ganzen Tag".

Es handelt sich um eine repräsentative Untersuchung, die online in Deutschland durchgeführt wurde. Befragt wurden deutschsprachige Eltern von Kindern zwischen 0 und 13 Jahren zwischen dem 11. und 20. Mai 2022. Die Befragung realisierte das Forschungsinstitut mindline media im Auftrag von "ELTERN".

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