Gewalt im Netz

Die Relevanz von Gewaltdarstellungen im Netz und ihre Wirkung auf Kinder und Jugendliche ist kaum erforscht. Eltern sollten sich über Portale und Begrifflichkeiten informieren. Eine kurze Übersicht.

Von Sebastian Zahn

Das Internet ist nicht gewalthaltig

Das Internet ist kein Medium. Eine Verdammung des Internets als Hort von Gewalt und Sex ist daher falsch. Gewaltdarstellungen im Netz können in zwei Stufen unterschieden werden.

Zum einen Importe aus den Medien Film und Spiel, die auf Multimediaportalen wie YouTube hochgeladen werden. Auf YouTube finden sich z. B. alte Horrorfilme die ab 18. Jahren freigaben sind oder besonders brutale Szenen aus Videospielen.

Zweitens, Medien die nur über das Internet zur Verfügung stehen. Hierbei handelt es sich meist um Webseiten oder Tauschbörsen, die Inhalte aufweisen, die in ihrer Drastik nicht im Film oder Spiel vorstellbar sind. Zurzeit dominieren nach Aussage von jugendschutz.net Gewaltdarstellungen mit sexuellen Kontexten. Dies bezieht sich vor allem auf die Bereiche S/M, BDSM und der Bizarren-Szene. „Amateur“ – Pornographie findet sich vor allem bei Freehostern und Online-Communities.

Gewalt im Netz – Inhaltliche Angebote

Die angesprochenen Webseiten und Tauschbörsen fallen unter den Begriff „Tasteless-Angebote“. Diese Angebote stellen verletzte, verstümmelte, verunstaltete, tote oder getöteten Menschen zur Schau. Hier sind besonders Seiten aus den USA und den Niederlanden aktiv. Als Tauschbörsen in diesem Zusammenhang sind z. b. kazaa oder edonkey zu nennen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der speziell die Freiheit der Darstellung im Internet betrifft, ist die Zugänglichmachung von expliziten Kriegsgreuel. Während herkömmliche Nachrichtenmedien in der Darstellung nach dem Pressekodex vorgehen und die Menschenwürde schützen, kommt es bei der Darstellung auf den unterschiedlichen Internet-Plattformen zur filterlosen Abbildung.

Ein Beispiel machte im Mai 2013 Furore, als Facebook das Video eines Ermordeten erst nicht löschen wollte. Hier zeigt sich, dass auch die großen Medienunternehmen im Internet noch kein passendes Wertesystem für solche Fälle entwickelt haben.

Gewalt im Internet – Begrifflichkeiten

  • Tastelless Site/ rape site = Seiten mit extremer Darstellung von Gewalt und Sex (com, snufxxx.com, orgxxx.com)
  • Rape = Vergewaltigung
  • Tasteless = Geschmacklos
  • Snuff – Videos (to snuff out) = umbringen
  • Cybermobbing = absichtlich Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen und Belästigen mithilfe von Internet und Mobilfunkdiensten über einen längeren Zeitraum hinweg.
  • Happy Slapping = Angriff auf Passanten, Mitschüler oder Lehrer welcher gefilmt wird und dann in erniedrigender Absicht verbreitet wird.

Gewalt auf dem Handy

Das Internet und das Smartphone lassen sich nicht voneinander trennen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Gewaltdarstellungen über das Handy versendet werden.

Laut der JIM Studie von 2014 ist fast vier Fünfteln der Handynutzer zwischen 12 und 19 Jahren bekannt, dass diese Filme über das Smartphone verbreitet werden.

29 Prozent haben das im eigenen Freundeskreis mitbekommen und 14 Prozent haben selbst schon einmal ein derartiges Video ungefragt zugeschickt bekommen. 19 Prozent der befragten Jungs sind Adressaten der Gewaltvideos gewesen, bei den Mädchen sind es 9 Prozent.

Cybermobbing im Internet

Auch das Thema Cybermobbing zählt zu den Gewalterscheinungen im Netz. Hier werden nicht wie bei den Gewaltdarstellungen häufig dritte abstrakte Personen verhandelt, sondern das nähere Umfeld. Nach der JIM Studie 2014 berichten 17 Prozent der Jugendlichen, die das Internet nutzen, dass über sie Falsches oder Beleidigendes im Internet kommuniziert wurde. Einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen kann man dabei nicht ausmachen.

Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 16 bis 17 Jährigen, mit 22 Prozent. Vergleicht man die Daten mit 2013 so fällt auf, dass mehr Jugendliche (+5 PP), eher Jungen (+6 PP) und vor allem die Volljährigen (+9 PP) betroffen sind.

Das Cybermobbing findet dabei vor allem in Communities (20%), über das Handy (12%) und im Chat (11%) statt.

Was tun?

Nun ist es Aufgabe von Eltern und Lehrern die Jugendlichen für das Thema Mediengewalt zu sensibilisieren. Das geht nur Hand in Hand mit Medienkompetenz und Sozialkompetenz. Darüber hinaus sollten den Jugendlichen auch aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten es gibt als Betroffener z. B. von Cybermobbing angemessen zu handeln.

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