Viele Schüler klagen über Kopfschmerzen

Seit einem Jahr stellt "Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen" siebten Klassen kostenfrei Unterrichtsmaterialien zur Kopfschmerzprävention zur Verfügung.

21 Krankenkassen fördern das Projekt bundesweit im Rahmen ihres gesetzlichen Präventionsauftrags.

Die erste repräsentative Auswertung von 1.102 Fragebogen aus der begleitenden wissenschaftlichen Befragung belegt hohe Fallzahlen und eine unzureichende Versorgung der kopfschmerzbetroffenen Kinder und Jugendlichen.

Auf einer Pressekonferenz am Nationalen Kopfschmerztag, 5. September 2016, 11 Uhr, im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin, Schiffbauerdamm 40, informieren Initiatoren und Förderer von "Aktion Mütze" ausführlich über die Befragungsergebnisse und einen Comicfilm, der Schülerinnen und Schüler zeitgemäß über die Entstehung und die Prävention von Kopfschmerzen aufklärt. Pressevertreter sind herzlich eingeladen.

(C) Aktion Mütze

(C) Aktion Mütze

Fast drei Viertel klagen über Kopfschmerzen

"73,9 Prozent der Siebtklässler klagen über primäre Kopfschmerzen. Die häufigsten Formen sind die Migräne und der Kopfschmerz vom Spannungstyp", berichtet Prof. Dr. med. Dipl. Psych. Hartmut Göbel, Direktor der Schmerzklinik Kiel und wissenschaftlicher Leiter der Studie. "Beinahe 50 % der Betroffenen berichten Symptome der Migräne – dies sind deutlich mehr, als frühere Studien vermuten lassen."

78,7 Prozent der Kinder mit Spannungskopfschmerzen und 62,1 Prozent der Betroffenen mit migränetypischen Symptomen waren deswegen bisher nicht beim Arzt. 33,8 Prozent der von Spannungskopfschmerz Betroffenen und sogar 40,9 % der Kinder und Jugendlichen mit Migräne nehmen Kopfschmerzmittel ohne ärztliche Anweisung.

Aktion zur Kopfschmerzprävention bei Kindern und Jugendlichen

Dieser Entwicklung begegnen Prof. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel und Karin Frisch vom gemeinnützigen Zentrum für Forschung und Diagnostik bei Implantaten, Entzündungen und Schmerzen (ZIES gGmbH) mit einer Aktion zur Kopfschmerzprävention bei Kindern und Jugendlichen, die bereits in 15 Bundesländern umgesetzt wird.

Sie haben dazu drei Schulstunden mit allen notwendigen Arbeitsmaterialien entwickelt. "Durch die Unterrichtseinheit, welche die siebten Klassen kostenfrei bestellen können, lernen Schüler, Lehrer und Eltern, wie sie durch Veränderungen im Alltag der Betroffenen Kopfschmerzen wirksam vorbeugen können. Die Schulstunden zeigen die Risiken von unreflektiertem Medikamentengebrauch auf und betonen den Nutzen gezielter Beratung und Vorbeugung", erläutert die Lehrerin Karin Frisch das Konzept von "Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen".

Comicfilm vermittelt die wichtigsten Infos

Die wichtigsten Informationen vermittelt ab Herbst außerdem ein unterhaltsamer und kindgerechter animierter Comicfilm, der als kostenfreies Medienangebot im Internet zu sehen sein wird. Damit können auch Kinder, Jugendliche und Familien erreicht werden, die nicht an "Aktion Mütze" teilnehmen.

Die Hamburger Animationsfabrik GmbH verantwortet die professionelle Umsetzung des Filmes "Mütze hat den Kopfschmerz satt". Mehrere gesetzliche Krankenkassen, die bereits zu den Förderern von "Aktion Mütze" gehören, unterstützen die Produktion finanziell.

Viele Akteure sind gefragt, um etwas zu ändern

Die Initiatoren von "Aktion Mütze" wollen nicht nur die Gesundheitskompetenz des Einzelnen stärken. Die Situation kopfschmerzbetroffener Kinder und Jugendlicher lasse sich nachhaltig nur dann verbessern, wenn viele relevante Akteure daran mitwirkten. "Darum beziehen wir mit unserer Aktion ganz bewusst Schulleitungen, Lehrkräfte und Eltern ein und suchen das Gespräch mit Ministerien und Behörden" betont Karin Frisch.

Prof. Hartmut Göbel, der bei der Erarbeitung der Internationalen Kopfschmerz-Klassifikation mitgewirkt hat, sieht Fortbildungsbedarf bei den Medizinern: "Nur 29,9 Prozent der Befragten mit einem für Migräne typischen Beschwerdebild, die einen Arzt aufgesucht haben, kennen ihre Diagnose, bei den Schülern mit Spannungskopfschmerz waren es mit 26,3 Prozent sogar noch etwas weniger. Alle anderen haben keinen Namen und kein Konzept für ihre Kopfschmerzen."

Befragung der "Aktion Mütze"

Die Daten beruhen auf einer schriftlichen Befragung in den an "Aktion Mütze" teilnehmenden 7. Klassen. Ausgewertet wurde eine zweistufig repräsentative Stichprobe (N=1.102) aus den bis Juni 2016 zurückgesandten Fragebogen. Die Befragung wird bis Juli 2018 fortgesetzt. Die nächste, weiter differenzierende Auswertung des Datenbestands ist für Mai 2017 geplant.

"Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfzerbrechen" wird bisher in den Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen durchgeführt.

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